Risikoselektion im Morbi-RSA

Hintergrund

Das Gesetz zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und Qualität in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-FQWG) resultierte in einem erstarkten Wettbewerb unter den gesetzlichen Krankenkassen. In der Folge erhöhte sich auch der Druck der Krankenkassen, für sich Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz zu identifizieren. Einen entscheidenden Ansatzpunkt stellt dabei die Risikoselektion von Versicherten dar. Diese Entwicklungen legen das Fundament des Untersuchungsinteresses des WIG2-Mitarbeiters Danny Wende. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Papiers fokussiert dieser entsprechend die Frage, inwiefern sich der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) auf die regionale Risikoselektion von Versicherern auswirkt.

Informationen im Überblick

Titel: Anreize für regionale Risikoselektion unter dem Morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich

Motivation: Der verschärfte Wettbewerb unter den Krankenkassen infolge des GKV-FQWG hat kostensenkende Maßnahmen umso attraktiver gemacht. Eine Möglichkeit zur Kostensenkung stellt die Risikoselektion von Versicherten dar. Inwiefern der Morbi-RSA unter Umständen mit einer (regionalen) Risikoselektion zusammenhängt ist Gegenstand der Untersuchung.

Fragestellung: Inwiefern wirkt sich der Morbi-RSA auf die regionale Risikoselektion von Versicherern aus?

Methodisches Vorgehen: Ermittlung der regionalen Autokorrelation mittels Morans’I für Finanzkennzahlen des Risikostrukturausgleichsverfahrens

Dresden, April 2017

Der gestiegene Konkurrenzdruck unter den Gesetzlichen Krankenversicherungen hat kostenreduzierende Maßnahmen umso attraktiver gemacht. Den Fokus der Kosteneinsparungen angesichts dieser Entwicklungen auf eine Risikoselektion potenzieller Versicherter zu legen, bietet sich nicht zuletzt deshalb an, da ansonsten wenige Bereiche Distinktionsmöglichkeiten gegenüber anderen Krankenkassen bieten. Problematisch ist in diesem Zusammenhang allerdings zu bewerten, dass Qualitätsaspekte dabei hinter Interessen der Kostenminimierung treten.

Mit Blick auf gestiegene Anreize zur Risikoselektion, ergibt sich die Frage, inwiefern sich der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich auf eine regionale Risikoselektion auswirkt. Daran knüpft das zentrale Erkenntnisinteresse des wissenschaftlichen Papiers Danny Wendes vom WIG2 Institut an. Dabei werden die Versicherten im Rahmen einer Autokorrelationsanalyse zunächst räumlich eingeordnet und miteinander verglichen. Die Untersuchungsgrundlage ergibt sich dabei aus den Krankenkassendaten von 1,2 Mio. gesetzlich Krankenversicherten. Im Weiteren gibt die Betrachtung eines einzelnen Versicherten in Relation zur entsprechenden Region Aufschluss darüber, wie hoch das mit einem Versicherten der entsprechenden Region verbundene Versicherungsrisiko ausfällt.

Die Untersuchungen haben ergeben, dass sich der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich zunächst insofern positiv auswirkt, als dass die Risiken regional stärker belasteter Regionen um 91 % schrumpfen. Stärker risikobehaftete Regionen werden infolge des Morbi-RSA entsprechend finanziell abgefedert.  Nichtsdestoweniger bleiben vor allem für überregional agierende Krankenkassen Anreize zur Risikoselektion nach wie vor bestehen. Dies ist vor allem fehlender Parameter des Morbi-RSA in diesem Bereich geschuldet. Diese Problematik gilt es in der Weiterentwicklung des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs aufzugreifen, um zukünftig fortbestehende Anreize zur Risikoselektion zu eliminieren und damit eine bedarfsgerechte Ressourcenallokation von Versicherungsleistungen erneut in den Vordergrund treten zu lassen.

Weiterführende Informationen

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