Digitale Gesundheit im Fokus – zur ersten DIGITAL HEALTH CONFERENCE LEIPZIG

Welche Mehrwerte lassen sich aus verknüpften Gesundheitsdaten gewinnen? Wie gelangen innovative Gesundheitsprodukte in die Versorgung? Und welche finanziellen Auswirkungen hat der digitale Fortschritt im deutschen Gesundheitssystem? Antworten auf diese und weitere Fragen lieferten Sprecher:innen aus unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitswesens am 5. Mai 2022 in Leipzig. 

Anfang Mai 2022 fand die erste DIGITAL HEALTH CONFERENCE LEIPZIG statt, die das WIG2 Institut gemeinsam mit der Juniorprofessur Health Economics and Management der Universität Leipzig im Auftrag des Amtes für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig veranstaltet hat. Mehr als 120 Teilnehmer:innen trafen sich vor Ort in der Alten Wollkämmerei Leipzig. Zusätzlich riefen mehr als 300 Personen die Online-Übertragung der Veranstaltung ab. Aufgeteilt war die Konferenz in drei fachliche Panels zu den Themen „Gesundheitsdaten“, „Gesundheitsinnovationen“ und „Gesundheitsökonomie“. Hochkarätige Expert:innen aus Forschung, Politik, Kliniken, Krankenkassen und Industrie teilten Ein- und Ausblicke zum Status Quo sowie der Zukunft des digitalen Gesundheitssystems.

Die Veranstaltenden zeigen sich zufrieden mit der ersten DIGITAL HEALTH CONFERENCE LEIPZIG:

„Die DIGITAL HEALTH CONFERENCE bringt Wissenschaftler:innen, Kliniken und Krankenkassen, spannende Start-ups und gestandene Unternehmen aus ganz Deutschland zusammen. Die Stadt Leipzig hat mit ihrer ausgeprägten Forschungs- und Transferlandschaft in den beiden Welten der Medizin und der Informationstechnologie beste Voraussetzungen, um ein Hotspot für digitale Versorgungsinnovationen zu werden.“ So Clemens Schülke, kommissarischer Leiter des Dezer-nats Wirtschaft, Arbeit und Digitales der Stadt Leipzig.

Die Schirmherrin der Veranstaltung, Frau Petra Köpping, Sächsische Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, betonte in ihrem Grußwort, dass „gerade für Zivilisati-onskrankheiten wie Diabetes, an der in Sachsen ca. 500.000 Menschen, deutschlandweit sogar 8,5 Mio. Menschen tagtäglich leiden, digitale Technologien neben einem besseren Leben mit der Erkrankung auch Möglichkeiten offenbaren, wie eine moderne Gesundheitsversorgung für die Solidargemeinschaft auch zukünftig finanzierbar bleibt. Damit das gelingen kann, gilt es alle Parteien an einen Tisch zu bringen – Politik, Industrie, Krankenkassen und schließlich die ge-sundheitsökonomische Forschung.“
Köppings und Schülkes Gedanken zur interdisziplinären Zusammenarbeit aufgreifend, freute sich J.-Prof. Dr. Dennis Häckl, Veranstaltungsgastgeber, Juniorprofessor Health Economics and Ma-nagement an der Universität Leipzig und Geschäftsführer am WIG2 Institut, über den „facetten-reichen Austausch zum Thema Digital Health, die Möglichkeit viel voneinander zu lernen und letztlich gemeinsam mit allen Akteuren den Weg für ein weniger analoges Gesundheitswesen zu gestalten.“ Um zu verdeutlichen, dass es im Bereich Digital Health noch viel zu tun gibt, verwies Häckl beispielhaft auf „Rezepte, die Patient:innen als Boten vom Hausarzt bis in die Apotheke bringen und den Arztbrief, der wiederum in einem persönlichen Botengang vom Krankenhaus in die Arztpraxis gebracht werden muss – in einer Zeit, in der wir blitzschnell Mails oder Überwei-sungen über den Globus schicken und wo in anderen Ländern Patient:innenhistorien auf einer Karte gespeichert und im Notfall sofort zugänglich sind.“

Unter den Teilnehmer:innen in Leipzig befand sich auch Ehrengast Holger Mann, Mitglied des Deutschen Bundestages (SPD). Über den Kurznachrichtendienst Twitter betonte er die wichtige Rolle des Gründungsstandortes Leipzig:

„Im Sektor Gesundheit gründen immer mehr Startups in Leipzig aus. Die DIGITAL HEALTH CON-FERENCE macht diese sichtbar, spricht über Chancen und Hindernisse der Nutzung von Patien-tendaten in Forschung und Wirtschaft. Schöner Auftakt.“

Gesundheitsdaten – die Vernetzung macht’s!

„Digital Health“ – die Verbindung zwischen Gesundheit und digitalen Technologien – nimmt eine immer bedeutendere Rolle in unserem Gesundheitssystem ein. Die Grundlage für viele neue Konzepte wird mithilfe von Gesundheitsdaten gelegt. Beispiele dafür brachte Prof. Dr. Thomas Neumuth, Technischer Direktor (CTO) am Innovation Center Computer Assisted Surgery (ICCAS) an der Universität Leipzig, in seinem Ausblick zu datenbasierten Innovationen in Medizin und Forschung. Er referierte u. a. über digitale Zwillinge bzw. digitale Modelle, welche auf vernetzten Gesundheitsdaten von Patient:innen basieren. Mit deren Hilfe können neue Therapieansätze und Behandlungsmethoden realitätsnah erprobt werden. Dass sich der nutzenstiftende Einsatz von Daten an vielen Stellen in einem Spannungsfeld mit dem Datenschutz befindet, wurde im Vortrag von Delia Strunz, Director Government Affairs & Policy Germany bei Johnson & Johnson, verdeutlicht – u. a. am Beispiel eines Projekts zum datentechnologisch gestützten Erfahrungsaustausch zwischen Chirurgie-Teams verschiedener Kliniken. Anschließend schaute Danilo Pudwell, Leiter Kompetenz-Center Krankenhaus, 4K ANALYTICS auf die Vision, dass Gesundheitsdaten souverän, vollumfänglich und nutzenstiftend aufbereitet werden. Er sprach sich dafür aus, Daten-Silos aufzubrechen und ein zentrales Datenmanagement über einen Data Lake zu realisieren.

Wie kann der explorative, innovative, vernetzende Umgang mit Gesundheitsdaten und der Datenschutz im Sinne einer optimalen, patientenzentrierten Versorgung in Einklang gebracht werden? Moderator Johannes Endres, Leiter Beratung bei Althammer & Kill, hakte mit dem Publikum in der anschließenden Diskussionsrunde noch einmal bei den ersten drei Speaker:innen nach.

Gesundheitsinnovationen – noch nicht flächendeckend am Ziel „Patient:in“ angekommen.

Im zweiten Veranstaltungsteil wurde von den ersten beiden Referenten der kurvenreiche Weg digitaler Apps über den erstattungsfähigen Markt bis hin zu den Patient:innen aufgezeigt. Dr. Tonio Schönfelder, Bereichsleiter Versorgungsforschung am WIG2 Institut, vermittelte überblickshaft die zahlreichen Stationen zum wissenschaftlich fundierten Nutzennachweis, welcher erforderlich ist, um als Digitalen Gesundheitsanwendung (DiGA) in der Regelversorgung anzukommen. Ab dann übernahm Alexander Voigt, Projektmanager und Senior Berater bei Digital Oxygen. Er schilderte Herausforderungen, die gemeistert und Chancen, die genutzt werden sollten, damit DiGA sowohl bei Versorgern als auch bei Patient:innen als nützliches Angebot besser wahrgenommen werden. Mit Blick in die Zukunft der digital Health-Branche brachte Susanne Koch, Referentin eHealth & Verbandsstrategie beim Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg e.V.), abschließend weitere Impulse ein, wie z. B. die Digitale Gesundheitsanwendung und die Digitale Patientenakte (DiPA) als Versorgungsbausteine etabliert werden können.

Ein Ausflug in die Praxis von vier erfolgreichen digital Health-Startups bildete den spannenden Abschluss des zweiten Panels. Es wurden u. a. digitale Helfer gegen Durchschlafstörungen und Anwendungen im telemedizinischen Bereich vorgestellt.

Gesundheitsökonomie – die Kosten-Nutzen-Rechnung muss stimmen.

Bei der Implementierung neuer, digitaler Werkzeuge ist die Diskussion über deren Wert sowie deren Nutzen unumgänglich. Im letzten Teil der Konferenzen startete J.-Prof. Dr. Dennis Häckl, Juniorprofessur Health Economics and Management an der Universität Leipzig mit einem Exkurs zur gesundheitsökonomischen Bestimmung des Werts von digitalen Versorgungsinnovationen und veranschaulichte anhand von Beispielen den Einsatz von DiGA bei der Behandlung von Zivilisationskrankheiten. Am Ende seines Vortrags kam Häckl zu dem Schluss, dass aktuelle Entwicklungen darauf hindeuten, dass eine stärkere Orientierung am Wert einer Leistung stattfindet und dass dies zu einer effizienten Versorgung beitragen kann. Nach dieser wissenschaftlichen Betrachtung gab Dr. Stefan Walzer, Geschäftsführer MArS Market Access & Pricing Strategy, einen praxisnahen Einblick in die Preisbildung bei digitalen Gesundheitsinnovationen – mit Best Practices und Learnings aus etablierten Verfahren. Der wichtigen Frage, wie die Digitalisierung die Aufgaben und Rollen der Krankenkassen – weg vom Kostenträger, hin zum digitalen Versorgungsmanager – verändern wird, widmete sich Dr. Elmar Waldschmitt, Vorstandsbeauftragter bei der BIG direkt gesund und Geschäftsführer des Healthy Hub.

In einer finalen Fragerunde wurden die verschiedenen Sichtweisen der Referenten zu Nutzen, Wert, Kosten und Chancen digitaler Versorgungsinnovationen noch einmal gemeinsam mit Moderatorin Prof. Dr. Amelie Wuppermann, Professorin an der Martin-Luther-Universität  Halle-Wittenberg und wissenschaftliches Beiratsmitglied am Bundesamt für soziale Sicherung, diskutiert.

Nach drei informativen und vielfaltigen Panels hatten die Teilnehmer:innen anschließend noch Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen, und sich mit Vertreter:innen aus Politik, Leistungsebringenden, Industrie und Körperschaften zu vernetzen.

Martin Blaschka, Leiter Netzwerk und Veranstaltung am WIG2 Institut sowie organisatorischer Konferenzleiter, gab zum Abschluss noch einen Ausblick auf die Fortsetzung des Formates: “Die digitale Gesundheitsversorgung ist und bleibt weiterhin ein hochdynamisches Umfeld. In Zukunft soll die DIGITAL HEALTH CONFERENCE LEIPZIG deshalb im jährlichen Turnus stattfinden, um diesem wichtigen Thema und der innovativen Leipziger Gesundheitsbranche eine Bühne mit deutschlandweiter Strahlkraft zu geben.”

Über das WIG2 Institut

Das WIG2 ist ein unabhängiges und wissenschaftliches Forschungs-institut mit Spezialisierung auf Gesundheitsökonomie und daten-basierte Analytik. Mit dem Ziel, Transparenz bei der Ausgestaltung und Finanzierung des Gesundheitssystems zu schaffen, forschen wissenschaftliche Mitarbeiter:innen zu gesundheitsökonomischen und versorgungstechnischen Fragestellungen, beraten Akteure der Gesundheitswirtschaft und führen Fachveranstaltungen durch.

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