RemugVplan

RemugVplan – Regionale multisektorale geriatrische Versorgungsplanung

Das Altern unserer Gesellschaft hält für uns vielschichtige Aufgaben bereit – mehr Prävention, mehr Pflegeangebote, mehr typische „Alterserkrankungen“ und somit mehr Kosten für unser Gesundheitssystem. Um Entwicklungen wie diesen mit einer vorausschauenden Planung begegnen zu können, ist im ersten Schritt eine valide Darstellung der Versorgungsstrukturen und Bedarfe nötig. Im Rahmen des Innovationsfondsprojektes zur regionalen multisektoralen geriatrischen Versorgungsplanung (RemugVplan) untersuchte das WIG2 Institut mit der AOK PLUS erfolgreich die Versorgungssituation für ältere Menschen im Freistaat Sachsen. In mehr als zwei Jahren intensiver Forschung wurde ein dynamisches Versorgungsstrukturplanungsmodell entwickelt. Mit dem Modell können Bedarfe und lokale Strukturen für die Versorgung hochbetagter und mehrfach erkrankter Patient:innen bis zum Jahr 2050 abgeschätzt und visualisiert werden. Es basiert auf einem Mehrmethodenansatz unter Verwendung verschiedener Primär- und Sekundärdatenquellen.

Hintergrund

Bis zum Jahr 2060 wird sich die prognostizierte Lebenserwartung für Männer auf 85 Jahre, für Frauen sogar auf 89 Jahre erhöhen. Diese Alterung der Gesellschaft wirkt sich sowohl auf die Anzahl der Neuerkrankungen als auch die Häufigkeit von typischen „Alterserkrankungen“ wie Herzerkrankungen, Demenz oder Immobilität aus. Ältere Patient:innen weisen zudem häufig mehrere, parallele und zunehmend chronische Erkrankungen auf, womit große Einschränkungen in der Lebensqualität und zugleich hohe Kosten für das Gesundheitssystem einhergehen.

Damit ist bundesweit ein weiterhin wachsender Bedarf an Prävention, Gesundheitsförderung, Pflege- und Versorgungsangeboten speziell für ältere Patient:innen prognostizierbar. Die gesellschaftlichen Herausforderungen sind folglich vielfältig und bedürfen einer nachhaltigen, zielgerichteten Planung in Hinblick auf multisektorale Versorgungsstrukturen. Grundvoraussetzung hierfür ist allerdings eine verlässliche Abbildung der aktuellen Versorgungssituation, verfügbarer Angebote und des Zugangs zu verschiedenen Versorgungsformen für ältere Menschen.

Studienkonzept

Im Rahmen des durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geförderten Projektes RemugVplan wurde der Versorgungsbedarf älterer, geriatrischer Patient:innen für den Freistaat Sachsen analysiert und die Entwicklung bis 2050 prognostiziert.

Hierfür wurde mithilfe eines statistischen Modells abgebildet, wie hoch der Bedarf an medizinischen und pflegerischen Gesundheitsleistungen durch geriatrische Patient:innen ist. Grundlage des Modells bildete die Verknüpfung verschiedener Datenquellen, darunter Primärdaten, Routinedaten der AOK PLUS, Zensusdaten sowie Daten geografischer Dienste. Auf diese Weise wurde bespielweise anhand mehrerer hunderttausend Versichertendatensätze untersucht, wieviel ambulante, stationäre, pflegerische und rehabilitative Leistungskapazität für die Versorgung der Patient:innen in den Regionen erforderlich ist. Anschließend erfolgte ein Abgleich mit den tatsächlich vorhandenen, regionalen Versorgungsstrukturen. Die quantitativen Untersuchungen wurden durch Expert:inneninterviews und Befragungen von Angehörigen ergänzt. Die regional differenzierten Prognosen künftiger Versorgungsbedarfe in Abhängigkeit von Morbiditäts-, Mortalitäts- und Pflegebedürftigkeitsentwicklungen sowie demografischer Veränderungen erfolgten anhand einer Markov-Modellierung.

Ergebnisse

Ergebnis des Forschungsprojektes ist eine sektorenübergreifende Status quo-Analyse der Bedarfe und des Zugangs zu ambulanter, stationärer, pflegerischer und rehabilitativer Versorgung geriatrischer Patient:innen in Sachsen. Die Ergebnisse fließen in einem dynamischen Modell zur Planung von Versorgungsstrukturen zusammen und wurden regional differenziert in einer öffentlich zugänglichen Dashboard-Anwendung zusammengefasst und veranschaulicht.  Das Modell umfasst somit strukturierte, regionale Informationen und Prognosen für alle wesentlichen Versorgungssektoren in einer Anwendung. Auf dieser Grundlage können vorhandene, regionale Strukturen bewertet, kleinräumige Vergleiche vorgenommen, Anpassungsnotwendigkeiten abgeschätzt und Handlungsempfehlungen für eine Optimierung der aktuellen und zukünftigen Versorgung älterer Menschen erstellt werden.

Der Innovationsausschuss hat im Dezember 2022 eine positive Transferempfehlung für das Projekt RemugVplan ausgesprochen, die von Organisationen und Institutionen im Gesundheitswesen berücksichtigt werden sollte.

Am WIG2 Institut wurde das Projekt durch unsere Kolleg:innen Sandra Stark und Josephine Thiesen  bearbeitet; maßgeblich beteiligt waren zudem unsere früheren Kollegen Danny Wende und Christopher Schrey. Die Projektleitung am WIG2 Institut erfolgt durch Dr. Ines Weinhold (v. l. n. r.).

Das Forschungsprojekt „RemugVplan – Regionale multisektorale Versorgungsplanung“ des Leipziger WIG2 Instituts in Kooperation mit der AOK PLUS hat eine Förderung über insgesamt 22 Monate im Umfang von insgesamt ca. 400 Tsd. Euro erhalten (Fördernummer: 01VSF18048). Die Informationen zum geförderten Projekt sind hier online auf den Seiten des G-BA und Innovationsfonds abrufbar.

Stand: Dezember 2022