ViGe – Virtualisierung in der Geriatrie

Das Ziel des ViGe-Projektes (Virtualisierung in der Geriatrie) ist es, die Versorgungsqualität geriatrischer Patient:innen zu verbessern, indem virtuelle Dienste mithilfe des 5G-Standards mobil zur Verfügung gestellt werden. Dabei werden u. a. Sensordaten von medizinischen Geräten in Echtzeit an Geriater:innen übermittelt und in einer virtuellen Sitzung vom gesamten Behandlungsteam diskutiert. Die Erprobung dieser Maßnahmen erfolgt am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) anhand von zwei Use Cases: Mobilitätsmonitoring und Mobiles EEG-Monitoring. Realisiert werden die Use Cases durch das vom UKL beauftragte Innovation Center Computer Assisted Surgery (ICCAS) der Universität Leipzig. Die wissenschaftliche und gesundheitsökonomische Evaluation erfolgt durch das WIG2 Institut. Mit der Konzeption der technischen Infrastruktur erreichte das Projekt 2022 im ersten von zwei Projektjahren ein entscheidendes Zwischenziel.

Hintergrund

Bedingt durch den demografischen Wandel und die insgesamt ansteigende Lebenserwartung in Deutschland gewinnt das Fachgebiet der Geriatrie an Bedeutung und wird zu einem wichtigen Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Es ist anzunehmen, dass insbesondere der ganzheitliche Versorgungsansatz der Geriatrie von neuen Technologien wie virtuellen Diensten profitieren kann, da durch sie die komplexe Behandlung unterstützt wird. Zudem besteht ein Ungleichgewicht in der Größe der Bevölkerungsgruppe und der Anzahl der Ärzt:innen mit fachlicher Weiterbildung in der Geriatrie, sodass aufgrund des personellen Engpasses eine geriatrische Versorgung nicht jederzeit gewährleistet werden kann. Hier können virtuelle Dienste in der Lage sein, Versorgungslücken zu schließen. Das Forschungsinteresse zeigt sich auch am Beispiel der Richtlinie zur Versorgung der hüftgelenknahen Femurfraktur (G-BA, Beschlussdatum: 22.11.2019). Nach dieser ist die Behandlung durch ein unfallchirurgisch-geriatrisches, multiprofessionelles Team vorgeschrieben. Während einer Übergangsregelungen kann die geriatrische Kompetenz jedoch auch durch ein virtuelles Konsil berufen werden.

Vorgehen

Innerhalb des Forschungsprojektes wird zunächst eine technische Infrastruktur geschaffen, die es ermöglicht, Daten von Sensoren und Medizingeräten sowie von Patient:innen verschlüsselt an das Krankenhausinformationssystem und so zu den behandelnden Ärzt:innen zu übertragen. Die Konzeption basiert auf Analysen zur bestehenden technischen Infrastruktur sowie den ethischen, rechtlichen und sozialen Implikationen. Die Datenübertragung wird in drei Anwendungsfällen erprobt und evaluiert. Im Anwendungsfall Mobilitätsmonitoring sind zwei klinische Studien in der Unfallchirurgie  des Universitätsklinikums Leipzig vorgesehen, bei denen die „virtuelle Geriatrie“ u. a. in der Versorgung von Patient:innen mit Osteoporose eingebunden wird. Der Anwendungsfall zum mobilen EEG-Monitoring wird im Forschungsoperationssaal des ICCAS hinsichtlich der Funktionalität der technischen Realisierung erprobt. Ein dritter Anwendungsfall entsteht in der Datenübertragung zwischen unterschiedlichen Leistungserbringenden. Zur Überbrückung personeller Engpässe im Fachbereich Geriatrie können virtuelle Konsile eingesetzt werden. Innerhalb einer geeigneten technischen Umgebung wird daher im Projekt die technische Machbarkeit im Kontext datenschutzrechtlicher Fragestellungen, die Effizienz im Versorgungsalltag sowie die Akzeptanz der Beteiligten untersucht. Hierzu sind auch empirische Methoden wie der Einsatz von Fragebögen und Interviews mit Expert:innen vorgesehen.

Die technischen und klinischen Ergebnisse aller Use Cases werden durch das WIG2 Institut sowohl gesundheitsökonomisch als auch mit Fragestellungen der Versorgungsforschung begutachtet. Es erfolgt hierbei auch eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Richtlinie zur Versorgung der hüftgelenknahen Femurfraktur und des potenziellen Einsatzes von virtualisierten Diensten in diesem Versorgungsfall.

Ziel

Es ist ein zentraler Untersuchungsgegenstand des Projektes ViGe, darzustellen, inwieweit virtuelle Teamsitzungen insbesondere in Kombination mit der Übermittlung von Gesundheitsdaten in Echtzeit auch in Zukunft und bei anderen Indikationen Mehrwerte für Leistungserbringende und Patient:innen schaffen können. Anhand des Mobilitätsmonitorings und des Mobilen EEG-Monitorings werden zwei Anwendungsfälle praxisnah konzipiert, erprobt und evaluiert. In der Konzeptphase wird ein besonderer Fokus auf die verschlüsselte Datenübertragung zur Wahrung der Sicherheit sensibler Gesundheitsdaten gelegt.

Partner und Förderer

Das Forschungsprojekt ViGe steht unter der Konsortialführung des Universitätsklinikums Leipzig (UKL). Die Projektkoordination und -durchführung ist beim Institut ICCAS – Innovation Center Computer Assisted Surgery der Universität Leipzig angesiedelt (Prof. Dr. Thomas Neumuth).

Konsortialpartner und Projektleiter ist das Wissenschaftliche Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung WIG2 (Dr. Carsta Militzer-Horstmann). Als Unterauftragnehmerin erfüllt die 4K ANALYTICS GmbH die technischen Dienstleistungen (Paul Degenkolbe).

Die Finanzierung von ViGe erfolgt im Rahmen der Richtlinie eHealthSax für zwei Jahre (bis 12/2023)

Stand: Mai 2023