Alltag am WIG2-Institut: Was macht eigentlich...ein Gesundheitsökonom?

Die Gesundheitsökonomie ist ein stark interdisziplinäres Feld mit dem übergeordneten Ziel, Entscheidungen über die Verteilung von Ressourcen im Gesundheitssystem sowie regulatorische gesundheitspolitische Maßnahmen wissenschaftlich zu unterstützen. Das WIG2 Institut arbeitet in verschiedensten Projekten von der Ebene der Versorgungspraxis bis hin zu Gesundheitssystemfragen mit einer Vielzahl von Akteuren des Gesundheitswesens zusammen. Wie sich eine Tätigkeit in der Gesundheitsökonomie konkret gestaltet und welche Fachkompetenzen wesentlich sind, hat die Leiterin der Gesundheitsökonomie des WIG2 Institutes, Ines Weinhold, erläutert.

Ines Weinhold - Leiterin Gesundheitsökonomie

Gesundheitsökonomische Betrachtungen beziehen sich in erster Linie auf zwei Teilbereiche – die Evaluationsforschung und die Gesundheitssystem-forschung. Erstere zielt dabei etwa auf die Bewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses innovativer The-rapien oder Versorgungsprogramme ab. Die Ge-sundheitssystemforschung wiederum setzt sich kon-kret mit der organisatorischen und finanziellen Aus-gestaltung des Gesundheitswesens auseinander. Dabei steht die Beantwortung der Frage im Vordergrund, inwiefern ein regulatorischer Eingriff notwendig erscheint, um etwa in bestimmten Bereichen Verteilungs- und Bedarfsgerechtigkeit von Ressourcen und Leistungen im Gesundheitssystem herzustellen. Beiden Bereichen ist ein übergeordnetes Ziel gemein: das Schaffen einer Entscheidungs- und Informationsgrundlage in gesundheitspolitischen, finanziellen oder versorgungstechnischen Fragen, so Weinhold.

Entsprechende Empfehlungen bedürfen zunächst allerdings einer entsprechenden Grundlage. Je nach Fragestellung kommen hier unterschiedliche Methoden und Datenquellen infrage. Im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse kann etwa auf Routinedaten der Krankenkassen zurückgegriffen werden. Weinhold erklärt, dass diese sich insofern gut als Datengrundlage eignen, da sie das reale Versorgungsgeschehen abdecken und Vergütungsinformationen zur Bepreisung von Leistungen verfügbar sind. Aber auch weitere Sekundärdaten, etwa aus Statistiken, die auf Bundes- oder Landesebene veröffentlicht werden, stellen oftmals eine geeignete Erweiterung der Untersuchungsbasis dar. Bei der Evaluation längerer Zeiträume oder bei Unsicherheit in Hinblick auf die benötigten Parameter, kommen entscheidungsanalytische mathematische Modelle zum Einsatz. Hierfür werden häufig umfassende Literaturanalysen angefertigt, um bestimmte Kennziffern wie etwa Prävalenzen oder Inzidenzen zu identifizieren.

Die Gesundheitsökonomie ist ein interdisziplinäres Fach, wie Weinhold betont. Damit sind auch für eine empirische Arbeit in diesem Feld unterschiedliche methodische und theoretische Kompetenzen relevant. Insbesondere das Verständnis von mathematischen und statistischen Kennzahlen und Verfahren ist dabei essenziell. Aber auch politische und systemische Fragen sind von Bedeutung. Das Wissen in diesen Bereichen erlangt man auf unterschiedlichen Wegen. Die am nächsten gelegene Möglichkeit stellt ein gezieltes Studium der Gesundheitsökonomie dar, aber auch andere Studiengänge können eine entsprechende Grundlage schaffen. So ist ein Studium des Gesundheitsmanagements zwar stärker betriebswirtschaftlich ausgerichtet, die relevanten Themengebiete werden aber dennoch abgedeckt.  Ebenso schafft auch die Volkswirtschaftslehre, ggf. mit einem ökonometrischen Schwerpunkt, die methodische Basis, die im Weiteren benötigt wird.

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