Hackathon für Altern und Pflege 2020

Silbernes Zeitalter: Innovative Ansätze für ein gesundes und zufriedenes Altern

Wie wollen wir in Zukunft gesund und zufrieden alt werden? Nicht nur aufgrund des demografischen Wandels steuern wir auf immer größere Herausforderungen zu, beispielsweise durch die steigenden Lebenserwartungen verbunden mit komplexen Erkrankungsbildern oder den Personalmangel in der Pflege. Zeitgleich ermöglichen insbesondere digitale Anwendungen auch immer neue, innovative Lösungen. Für diese wegweisenden Ansätze wurde im Oktober 2020 nun eine neue Bühne geschaffen: Der erste Hackathon für Altern und Pflege (#HAP2020) in Leipzig, initiiert und organisiert von der Innovationsplattform ZING! des WIG2 Instituts in Zusammenarbeit mit dem Impact Hub Leipzig.

Ein Hackathon (Kofferwort, engl. „to hack“, „marathon“) bezeichnet ein Veranstaltungsformat, das auf die Umsetzung innovativer Ideen in kurzer Zeit abzielt. Dabei arbeiten Teilnehmer in interdisziplinären Teams an herausfordernden Fragestellungen. Die Ergebnisse werden von einer Jury bewertet [HCM Lexikon].

Am 23. und 24. Oktober 2020 kamen ca. 50 Teilnehmer:innen in den Räumlichkeiten des Impact Hubs in der Konsumzentrale Leipzig zusammen, um gemeinsam mit virtuell zugeschalteten Teilnehmer:innen über 24 Stunden an insgesamt vier spannenden Fragestellungen zu arbeiten. Als COVID19-bedingte Besonderheit fand die Veranstaltung nicht nur unter Einhaltung eines offiziellen Hygienekonzepts vor Ort statt, sondern als hybride Veranstaltung auch mit der Möglichkeit, via Livestream und Kollaborations-Tool rein digital teilzunehmen.

Die vier zur Bearbeitung stehenden „Challenges“ wurden von den Veranstaltungspartnern BKK-VBU, Martin.Care, TDG – Translationsregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung und Match.Care eingebracht und zu Beginn des Hackathons kurz vorgestellt: (1) Der Silver-Surfer Stammtisch für Leipzig, (2) die Innovations-Ampel für Pflegeeinrichtungen, (3) Potentiale eines NAO-Roboters für die Pflege und (4)die digitale Vermittlungsplattform für Pflegepersonal.

Zudem umfasste der Eventauftakt eine organisatorischen Einführung in das Format durch Martin Blaschka (Leiter Innovationsnetzwerk und Veranstaltungen am WIG2) und Martin Jähnert (Geschäftsführer des Impact Hub Leipzig), eine Videogrußbotschaft der Schirmherr:in Bundespflegekammer sowie eine Keynote von Dagmar Hirche (Vorsitzende des Vereins Wege aus der Einsamkeit e.V.).

Anschließend erfolgt ein ad hoc Teambuilding der Teilnehmer:innen vor Ort in Leipzig und der virtuell zugeschalteten Hacker:innen. Motiviert und dank eines gemeinsamen Mittagessens gestärkt gingen dann insgesamt fünf Teams an die Arbeit. Unterstützt wurden sie dabei von zahlreichen Coaches, beispielsweise für Innovationsmethoden und Pflegeexpertise, vor Ort und virtuell. Am Abend des ersten Veranstaltungstages bestand dann die Möglichkeit für alle Teams, ihren aktuellen Arbeitsstand bei einem „Pizza-Pitch“ zu präsentieren.

Am zweiten Tag um 12:00 Uhr startete dann das Highlight der Veranstaltung: Die Vorstellung der Endergebnisse. Zuvor erläuterten die Gastgeber Martin Blaschka und Martin Jähnert die Spielregeln: Jedes Team hat fünf Minuten Zeit für den Pitch, anschließend kann die Jury zwei Minuten lang Rückfragen stellen. Zu vergeben waren Preise in vier Kategorien: Innovativster Ansatz, größter gesellschaftlicher Mehrwehrt, Umsetzbarkeit sowie der Publikumspreis als „Best-Pitch-Award“. Bevor die Teams die Bühne betraten, stimmte sie Silke Kopp (Mehrfachgründerin in der Pflege) noch mit einer Keynote ein: Innovatoren in der Pflege müssen zusammenarbeiten und dafür kämpfen, ihre tollen Lösungen über alle Barrieren und Skeptiker in den Markt zu bringen, so ihr Appell an die Hacker:innen des HAP2020.

Doppelsieg für die Digitalpaten – Gesellschaftlicher Mehrwehrt und Publikumspreis

Das Team rund um das während des Hackathons entstandene Projekt „Digital Pate“ konnte sowohl die Jury, bestehend aus Andreas Hübner (Seniorenbeauftragter der Stadt Leipzig), Dagmar Hirche (Wege aus der Einsamkeit e.V.) und Denny Paulicke (TDG), überzeugen, als auch das Publikum. Unter dem Motto „Du hast unsere Hand beim ersten Schritt gehalten, nun halten wir deine Hand bei den ersten digitalen Schritten“ entwickelte das Team eine Plattform, um Ältere auf dem Weg der Digitalisierung zu unterstützen. Das Projekt wird nun weiter vorangetrieben und eine zeitnahe Umsetzung in Leipzig unter Patenschaft des Challenge-Gebers BKK-VBU angestrebt.

„Oma will whatsappen“ WLAN-Initiative – Sieg für die größte Innovation

Auch dieses Siegerteam resultierte aus der Fragestellung zur Entwicklung eines Silver-Surfer-Stammtisches für Leipzig, eingebracht von der BKK-VBU. Das Team entschied sich jedoch für eine andere Richtung als die Digitalpaten und setzt an einem strukturellen Defizit an: Kabelloses Internet via WLAN liegt noch nicht flächendeckend an; das gilt auch für Pflegeeinrichtungen. Das Team hat deshalb im Rahmen des HAP2020 eine Initiative und Petition gestartet, um das zu ändern.

Roboter-Unterstützung für Senioren-WGs – Preis für die Umsetzbarkeit

Zur Bearbeitung der Challenge hat das TDG einen NAO-Roboter mit nach Leipzig gebracht und für das Hacker:innen-Team zur Verfügung gestellt. Die Herausforderung bestand aber nicht darin, den Roboter zu programmieren und um Funktionen zu ergänzen. Stattdessen stand ein eher konzeptueller Ansatz zur Bearbeitung: Für welche Anwendungsszenarios ist der Einsatz eines Pflege-Roboters überhaupt denkbar? Das Team hat einen solchen Use Case gefunden und wurde dafür von der Jury mit dem Preis für die Umsetzbarkeit ausgezeichnet. Das Szenario ist dabei nicht in der professionellen Pflege verortet, sondern stattdessen in frei organisierten Senioren-WGs – beispielsweise als Kommunikationsschnittstelle und zur Verhaltensaktivierung.

Obwohl diese drei vorgestellten Teams von der Jury und dem Publikum mit Pokalen, Siegerurkunden und attraktiven Vernetzungs- sowie Sachpreisen ausgezeichnet wurden, gibt es – wie bei jedem Hackathon – keine Verlierer:innen. Alle Teilnehmer:innen haben ihre Zeit, Herzblut und innovative Ideen in den HAP2020 eingebracht und dafür eine einzigartige Erfahrung mit zahlreichen neuen Kontakten erhalten. In diesem Sinne bedanken wir uns im Namen des gesamten Organisationsteams herzlich bei allen Hacker:innen und Partner:innen der Veranstaltung.

Der Hackathon für Altern und Pflege wird als regelmäßiges Format jährlich in Leipzig und virtuell deutschlandweit stattfinden. Der Termin für die zweite Auflage 2021 steht bereits fest: Am 23. und 24. September 2021 begeben wir uns erneut auf die Suche nach neuen Lösungen für ein gesundes und zufriedenes Altern.

Mehr Informationen und Livestream-Aufzeichnung mit allen Pitches unter: www.pflege-hackathon.de

In folgendem Video spricht Martin Blaschka, Leiter Innovationsnetzwerk und Veranstaltungen am WIG2 Institut, zu seinem Fazit, den Siegerteams und der Weiterentwicklung des Formats:

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