Telemedizin und Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) als virtuelle Tools zur Versorgung älterer Menschen?
Am 4. September standen unsere WIG2-Kolleginnen Franziska Stutzer und Ria Heinrich beim 21. Sozialarbeiter- und Pflegetag bzw. 18. Zwenkauer Geriatrieforum im westsächsischen Zwenkau auf dem Podium.
Der Bedarf für Telemedizin zur Entlastung geriatrischer Versorgungsstrukturen ist vorhanden. Dafür lieferte Franziska Stutzer eingangs ihres Vortrags verschiedene Zahlen: In der hausärztlichen Versorgung, die eine zentrale Lotsenfunktion in der Geriatrie einnimmt, waren in Sachsen im Jahr 2023 etwa 450 Stellen unbesetzt, zudem ist in den nächsten Jahren mit vielen Altersabgängen zu rechnen. Außerdem hielten Krankenhäuser Ende 2022 in Sachsen durchschnittlich nur rund 10 Betten für 10.000 Menschen bereit, die 70 Jahre und älter sind. Die Fahrtzeit mit dem PKW aus ländlichen, sächsischen Gebieten in eine stationäre Geriatrieeinrichtung betrug 2018 teilweise über eine Stunde. Diese Entwicklungen stehen im Gegensatz zum prognostizierten steigenden Anteil der mindestens 70-jährigen Bevölkerung.
Auch auf regulatorischer Ebene wäre u. a. die Richtlinie QSFFx-RL zur Versorgung der hüftgelenknahen Femurfraktur – die besonders bei älteren Personen prävalent ist, ohne Telemedizin nur schwer umsetzbar. In der Versorgungsrealität könnten Telekonsile mit virtuellen Teamsitzungen und dem digitalen Austausch von Gesundheitsdaten ein nützlicher Lösungsansatz sein.
Mit einer Online-Umfrage lud Franziska Stutzer das Auditorium dazu ein, eine persönliche Einschätzung zu Telemedizin in der Geriatrie beizutragen. Fast alle der 49 Befragten würden telemedizinische Anwendungen in Ihrem Arbeitsalltag wahrscheinlich (mehr) nutzen, wenn alle Voraussetzungen gegeben wären.
Im Mittelpunkt des anschließenden Vortragsteils stand das Potenzial Digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA) – insbesondere wenn es darum geht, Versorgungslücken im Entlassmanagement geriatrischer Patient:innen zu schließen. Nach einem kompakten Gesamtüberblick zu aktuell verschreibungsfähigen, digitalen Anwendungen erläuterte Ria Heinrich, dass DiGA im Übergang von der stationären in die ambulante Behandlung einen wesentlichen Beitrag für einen nachhaltigen Therapieerfolg leisten können. Sie verwies auf zahlreiche Vorteile: Die digitalen Therapiebegleiter sind z. B. auch für ältere Zielgruppen durchaus alltagstauglich. Sie überbrücken Wartezeiten; ermöglichen individuelle, digitalisierte Therapiepläne, liefern orts- und zeitunabhängig Informationen zum Krankheitsbild; bieten Therapieprogramme gemäß aktueller Behandlungsleitlinien und stärken die Adhärenz für eine Anschlussbehandlung.
Den Organisatoren der sana klinik danken die Referentinnen und Zuschauerinnen seitens WIG2 Institut recht herzlich für die Einladung. Es war ein durch und durch gelungener Tag, der uns facettenreiche, interdisziplinäre Einblicke in das Gebiet der Altersmedizin ermöglichte.