DGGÖ-Jahrestagung 2017 mit drei Beiträgen des WIG2 Instituts

Vom 09. bis 10. März findet an der Universität Basel die DGGÖ-Jahrestagung 2017 zum Thema "Vertragswettbewerb in der Krankenversicherung" statt. Wie im vergangenen Jahr ist auch bei der neunten Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie das WIG2 Institut gleich mit mehreren Beiträgen vertreten. Neben Ines Weinhold, Leiterin des Bereichs Gesundheitsökonomie, sind auch die wissenschaftlichen Mitarbeiter Danny Wende sowie Christian Schindler mit  wissenschaftlichen Publikationen am Konferenzprogramm beteiligt.

1. Nutzenanalyse onkologischer Zentrenbildung (Kolorektales Karzinom)

Im ersten Beitrag, an dem u.a. Ines Weinhold, Dr. Dennis Häckl und Danny Wende vom WIG2 Institut sowie Forscher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein mitwirkten, erfolgt eine Nutzenanalyse der onkologischen Zentrenbildung im Bereich der Behandlung des kolorektalen Karzinoms - einer weit verbreiteten, bösartigen Tumorart (Darmkrebs). Vor dem Hintergrund zunehmend vieler, spezialisierter Krebszentren in Deutschland wurde untersucht, inwiefern die Implementierung einer multidisziplinären Betrachtungen in einem Krebszentrum das Überleben von Patienten mit der Diagnose des kolorektalen Karzinoms steigern kann. Zunächst wurde hierfür eine systematische Literaturrecherche mit anschließender Metaanalyse durchgeführt. Darüber hinaus wurden die regionale Nutzenwirkung in Form gewonnener Lebensjahre am Beispiel zweier Krebszentren des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel und Lübeck simuliert  und erwartete Veränderungen bis 2020 prognostiziert. Die durchgeführte Metaanalyse indiziert zunächst eine Mortalitätsreduktion - also eine Senkung der Sterberate - um 4,5 Prozent, wobei vor allem Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsstadien von einer multidisziplinären Behandlung profitieren. Die Simulation anhand von getroffenen Entwicklungsannahmen bezüglich der Inzidenz-, Mortalitäts- und Prävalenzraten ergab zudem eine kumulative Zugewinnung von 106 Lebensjahren bis 2020 in Schleswig-Holstein.

2. Der ökonomische Einfluss von Prävention auf den Morbi-RSA innerhalb der Krankenversicherung

Das WIG2 Institut führte 2016 im Auftrag des IKK e.V. ein Gutachten zu Präventionsanreizen im Rahmen des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (morbi-RSA) der GKV durch. Die Ergebnisse des Gutachtens werden infolge des Transparenzanspruchs des Instituts nun wissenschaftlich publiziert und im Rahmen der diesjährigen DGGÖ vorgestellt. Die retrospektive, vergleichende Analyse von über sechs Millionen Versichertendaten aus einem Zeitraum von vier Jahren zeigte dabei, dass sowohl innerhalb der Gruppe der Präventionsnutzer, als auch innerhalb der Gruppe der Nichtnutzer die Versorgungskosten angestiegen sind. Innerhalb der Gruppe der Präventionsnutzer fällt dieser Anstieg hingegen schwächer aus, was auf einen volkswirtschaftlich positiven Effekt von Präventionsmaßnahmen hindeutet. Zieht man jedoch den morbiditätsbasierten Finanzausgleich mit ein, so sinken die Deckungsbeitäge der Präventions-Nutzer stärker als die der Nicht-Präventionsnutzer. Daraus wird impliziert, dass sich Präventionsanreize für gesetzliche Krankenversicherungen (GKV) im Rahmen des aktuellen Morbi-RSA nicht zwingend auch finanziell lohnen.

Weitere Informationen zum WIG2-Gutachten zu Präventionsanreizen im Morbi-RSA sowie einen Download-Link finden Sie unter:
www.wig2.de/special/gutachten-zu-praeventionsanreizen.html

3. Bildung optimierter Versorgungsregionen am Beispiel von Zytostatika-Ausschreibungen

Der dritte Tagungsbeitrag des WIG2 Instituts thematisiert die Bildung von homogenen und optimierten Versorgungsräumen. Als Beispiel dienen hierfür Zytostatika, synthetische Zellwachstums- und Zellteilungshemmer, die u.a. in der Krebsbehandlung eingesetzt werden. Vor dem Hintergrund verfestigter Lieferketten zwischen Apotheken und onkologischen Versorgern konnte in der Vergangenheit eine zunehmende Monopolisierung beobachtet werden, weshalb im Jahr 2016 neue Zytostatika-Ausschreibungen durch die gesetzlichen Krankenkassen aufgesetzt wurden. Im Rahmen der Forschungsarbeit erfolgte die Bildung von Lostöpfen für die Optimierung der Zytostatika-Versorgung durch befähigte Apotheken. Diese dienen als Ausschreibungsobjekte, um die sich die befähigten Apotheken in einem Bieterverfahren bewerben. Mittels verschiedener, geostatistischer Verfahren werden für die Bildung optimierter Versorgungsregionen unter anderem die herrschenden Erreichbarkeitsschranken, die minimalen und maximalen Herstellungsmengen sowie die Ausschreibungsgröße und die Erreichbarkeit innerhalb bestimmter Fahrzeiten unter Wahrung des Wettbewerbsprinzip analysiert.

Die daraus entwickelte Methode wurde auf die Zytostatika-Ausschreibung der BARMER GEK, KKH, TK und Deutschen BKK ausgerollt. Daraus erben sich 246 Gebietslose, die sich mit einer Lieferzeit von 45 Minuten das gesamte Bundesgebiet aufteilen. Es wird erwartet, dass der sich verstärkende Wettbewerb zu niedrigeren Kosten in diesem Bereich führt und gleichzeitig die versorgernahe Produktion der Zytostatika gewahrt wird.

Weitere Informationen zur dggö Jahrestagung 2017 finden Sie unter: https://www.dggoe.de/konferenzen/2017/

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