16. dggö Jahrestagung 2024 » Vortragssitzung D7 – Krankheitskosten und RSA

Umgang mit Hochkostenfällen im deutschen Morbi-RSA

Christian Schindler
Dienstag, 05.03.2024, 11:25–12:45 Uhr, Raum HS XV

Abstract

Einleitung

Die Gesundheitsausgaben sind nicht-negativ und rechtsschief, wobei die obersten 10 % und noch mehr die obersten 1 % der Ausgabenträger einen unverhältnismäßig hohen Anteil an den Gesamtausgaben haben. Solange diese hohen Kostenrisiken zufällig auftreten, würden sie sich nur auf die finanzielle Unsicherheit für die Krankenversicherer auswirken und keine selektionsbedingten Anreize setzen. Leider zeigt sich, dass sehr hohe Kosten bei Versicherten zumeist über die Jahre persistent sind und selbst die komplexesten Modelle zu überdeckten Versicherten mit anhaltend niedrigen Ausgaben und unterdeckten Versicherten mit anhaltend hohen Ausgaben neigen. Dies kann zu Selektionsanreizen bzgl. dieses Versichertenklientel führen und die Frage ist, wie man mit diesen Versicherten umgehen will.

Methode

Aus der internationalen Literatur wurden in Frage kommende Modelle ausgewählt und auf die aktuellen Bedingungen angepasst. Es wurden zwei verschiedene Modelltypen konstruiert, welche sich auf einen Ausgleich von Unterdeckungen nach dem RSA statt eines Ausgleichs von Hochkosten vor dem RSA richten. Zum einen wurden Modelle mit Hochkostengruppen (High-Cost-Groups - HCG) gebildet. Diese gruppieren die Versicherten anhand ihrer Unterdeckung und fügen dem Morbi-RSA dann weitere Dummy-Variablen hinzu. Andererseits wurden alternative Varianten von Risikopoolmodelle (High Cost Pool - HCP) simuliert, bei denen Zuschüsse für Versicherte mit einer hohen Finanzierungslücke (Unterdeckung) getrennt vom Risikoausgleichsmechanismus aus einem gesonderten Pool gezahlt werden. Eine Refinanzierung des Poolvolumens kann dabei durch eine pauschale Absenkung der Zuweisungen für alle Versicherte oder durch die Reduktion von Überdeckungen erfolgen. Um eine Vergleichbarkeit zum Status quo herzustellen, wurde eine repräsentative Stichprobe für die deutsche GKV erstellt, anhand derer verschiedene Modellvarianten simuliert werden sollen. Zur Beurteilung der Modelle wird das Bestimmtheitsmaß (R²), Cumming's Predictive Measure (CPM) und der mittlere absolute Vorhersagefehler (MAPE) verwendet. Um die Genauigkeit der Zuweisungen zu bewerten, werden die Deckungsquoten verschiedener Risikogruppen herangezogen.

Ergebnisse

Bisherige Auswertungen zeigten, dass die Modelle mit der unerwünschten Tatsache hoher Finanzierungslücken umgehen können. Dies gilt es nun auch unter einem Krankheitsvollmodell für Deutschland zu überprüfen.

Zusammenfassung

Es kann kontrovers diskutiert werden, ob Fälle mit hohen Kosten subventioniert werden sollten, da die Krankenversicherer möglicherweise nicht in der Lage sind, eine Risikoselektion gegen sie durchzuführen. Da diese Fälle jedoch ungleichmäßig auf die Krankenversicherer verteilt sein können, erhöht ein Modell mit Berücksichtigung der Hochkostenfälle auf alle Fälle die Fairness zwischen den Versicherern.

Autor:innen

  • Christian Schindler, WIG2 GmbH
  • Benjamin Berndt, WIG2 GmbH
  • Ines Weinhold, WIG2 GmbH