Hospizstudie 2017

Hintergrund

Unheilbar erkrankten Menschen eine selbstbestimmte, würdige und schmerzfreie letzte Lebensphase ermöglichen – das ist das Ziel der Palliativmedizin und Hospizarbeit. Bereits die vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz (SMS) in Auftrag gegebene „Hospizstudie 2013“ beschäftigte sich mit einer Bestandserhebung sowie einer Prognose des Bedarfs für die Palliativmedizin und Hospizversorgung in Sachsen. Damals zeigte sich, dass insbesondere die stationäre Palliativversorgung gut ausgebaut war. Entwicklungsbedarf sah die Studie jedoch in den Bereichen der ambulanten Hospizversorgung und der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) (Karmann et al., 2014). Um den Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland, insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen, voranzutreiben, trat am 8. Dezember 2015 das Hospiz- und Palliativgesetz (HPG) in Kraft. Dieses setzte u.a. den Anspruch von gesetzlich Krankenversicherten auf Palliativversorgung und die finanzielle Stärkung von ambulanten und stationären Hospizdiensten sowie stationären Hospizen durch. Um die Evaluation zum Bestand an Versorgungsangeboten, regionaler Bedarfsdeckung und der Bedarfsprognose für die Palliativ- und Hospizversorgung im Freistaat Sachsen unter Beachtung des HPG zu aktualisieren, gab das SMS schließlich die „Hospizstudie 2017“ in Auftrag, dessen Projektleitung das WIG2 Institut übernahm.

Informationen im Überblick

Titel: Hospizstudie 2017 – Standorte und demografische Rahmenbedingungen zur Hospiz- und Palliativversorgung im Freistaat Sachsen

Motivation: Ziel der Studie ist es, einen aktuellen Statusbericht zu Standorten sowie zur Bedarfsdeckung unter Berücksichtigung von Erreichbarkeiten für die ambulante und stationäre Hospiz- und Palliativversorgung im Freistaat Sachsen zu erstellen. Beschrieben wird dabei sowohl der aktuelle Versorgungsstand nach Landkreisen und kreisfreien Städten als auch der bis zum Jahr 2050 prognostizierte Versorgungsbedarf.

Methodisches Vorgehen: Methodischer Mix aus Literaturrecherche, qualitativer Analyse auf Basis von leitfadengestützten Experteninterviews, standardisierten Befragungen und Infrastrukturbewertung durch quantitative Analyse der potenziellen Erreichbarkeit und Verfügbarkeit der Versorgungsbereiche

Auftraggeber: Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz (SMS)

Laufzeit: 08/2017 - 06/2018

Zusammenfassung der Ergebnisse

Leipzig, Juni 2018

Entwicklungen in der ambulanten Versorgung

Die Bestandsaufnahme der Studie zeigt, dass der Freistaat Sachsen im Jahr 2017 über insgesamt 48 ambulante Hospizdienste zur Versorgung Erwachsener und sechs ambulante Kinderhospizdienste verfügte. Ein Fortschritt zum Jahr 2012 lässt sich insbesondere in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung feststellen, die nun von 16 Teams zur Versorgung Erwachsener und einem auf Kinder und Jugendliche spezialisierten Brückenteam übernommen wird. Der Bedarf an ambulanten Diensten ist somit inzwischen weitestgehend gedeckt. Dennoch findet sich je nach Region eine im Vergleich zum Bedarf zu geringe Anzahl an dringend benötigten Ehrenamtlichen in ambulanten Hospizdiensten.

Entwicklungen in der stationären Versorgung

Die stationäre Palliativversorgung konnte seit 2012 ausgebaut werden. Demnach verfügte der Freistaat Sachsen im Jahr 2017 über 30 Palliativstationen (2012: 24) mit insgesamt 243 Betten. Zudem sind in 26 sächsischen Krankenhäusern palliativmedizinische Konsiliardienste tätig. Zum Zeitpunkt der Studie befanden sich außerdem 11 stationäre Hospize (darunter ein Kinderhospiz) mit 133 Betten im Freistaat. Hier besteht allerdings in mehreren Landkreisen ein Mehrbedarf an Betten und auch die Hospizkapazitäten innerhalb der Landkreise sind aktuell nicht optimal verteilt. Erst die Inbetriebnahme derzeit geplanter Hospize könnte zu einer annähernden Deckung des Versorgungsbedarfs führen.

Bedarfsprognose

Aufgrund des demografischen Wandels wird der Bedarf in allen spezialisierten Versorgungsbereichen im Freistaat Sachsen bis 2030 insgesamt steigen, wobei diese Bedarfszunahme insbesondere in den Städten Leipzig und Dresden, weniger aber in den ländlichen Regionen zu finden sein wird. In den Städten wird der Bedarf demnach auch nach 2030 weiter steigen, wohingegen für die Mehrheit der Landkreise ab diesem Zeitpunkt ein sinkender Bedarf prognostiziert werden kann. In Bezug auf die ambulante Hospizversorgung für Kinder und Jugendliche zeigt sich zukünftig insgesamt ein zunehmender Bedarf.

Ländervergleich

Im Vergleich zu den anderen Bundesländern verfügt Sachsen grundsätzlich über ein gutes Hospiz- und Palliativversorgungsangebot. Lediglich die Sterbefälle liegen mit 1.028 je ambulantem Hospizdienst höher als der bundesweite Durchschnitt (752). Da der Bundesländervergleich allerdings auf heterogenen Datengrundlagen basiert, wird empfohlen, eine konsistente und stets aktuelle amtliche Datenbasis zu errichten, um mehr Transparenz in die Entwicklung des Versorgungsstands zu bringen.

Handlungsempfehlungen

Die Studie identifiziert insbesondere im Bereich der allgemeinen Palliativversorgung einen dringenden Handlungsbedarf. Zu empfehlen ist die Verpflichtung aller an der Hospiz- und Palliativversorgung teilnehmenden Einrichtungen zum Vorhalten eines qualitätsgesicherten, transparenten Konzepts sowie das Einführen überregionaler Netzwerktreffen, in die auch Leistungserbringer der allgemeinen Palliativversorgung einzubeziehen sind. Des Weiteren sollten regional tätige Hospiz- und Palliativbeauftragte sowohl Aufgaben zur Versorgungssteuerung und Koordination als auch zum Ausbau der Vernetzung sowie der Öffentlichkeitsarbeit zur Gewinnung neuer Ehrenamtlicher übernehmen. Der größte kurzfristige Handlungsbedarf besteht zudem im weiteren Ausbau der stationären Hospizkapazitäten.

Download

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Ihre Ansprechpartnerin

Bei inhaltlichen Fragen zu diesem Projekt kommen Sie gerne auf uns zu.

Dipl.-Volksw. Ines Weinhold - Leiterin Gesundheitsökonomie

E-Mail: ines.weinhold(at)wig2(dot)de

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