WIG2-Forschungsseminare

In Zusammenarbeit und unter Betreuung des WIG2 Instituts entstanden und entstehen eine Vielzahl wissenschaftlicher Abschlussarbeiten. Damit die angehenden Absolvent:innen ihre wissenschaftlichen Themen von der ersten Idee über die Recherche und das Verfassen bis hin zur Präsentation der Ergebnisse mit den Kolleg:innen offen diskutieren können, finden bei uns regelmäßig Forschungsseminare statt. Darüber hinaus bietet dieses Format unseren Mitarbeiter:innen einen synergiereichen Rahmen, z. B. für den fachübergreifenden Austausch zu aktuellen Forschungsprojekten oder für Workshops zu neuen Methoden und Tools.

Die WIG2-Forschungsseminare finden alle ein bis zwei Monate statt. Sie werden von unserer Leiterin für den Bereich wissenschaftliche Entwicklung und Wissenschaftsmanagement, Frau Dr. Carsta Militzer-Horstmann, organisiert. Seit letztem Herbst haben wir beispielsweise folgende Themen unter die Lupe genommen: 


Regionale Variation und Determinanten von ambulant-sensitiven Krankenhausfällen im deutschen Gesundheitssystem vor dem Ausbruch von Covid19

Ob Patient:innen mit ambulant-sensitiven Erkrankungen tatsächlich vollstationär im Krankenhaus behandelt werden müssen, hängt von einer rechtzeitigen und effektiven Versorgung ab. Dabei spielen Faktoren wie die räumliche und zeitliche Verfügbarkeit, Erreichbarkeit und Qualität der ambulanten Versorgung eine entscheidende Rolle. Wenn Prävention und Management von chronischen und akuten Erkrankungen im ambulanten Bereich nicht ausreichend gegeben sind, führt dies häufig zu Hospitalisierungen, die jedoch grundsätzlich vermeidbar gewesen wären. Es stellt sich die Frage, ob die unterschiedlichen Hospitalisierungsraten für ambulant-sensitive Erkrankungen in den Regionen Deutschlands auf ungleiche regionale Versorgungsstrukturen zurückzuführen sind oder andere Ursachen haben.

Diesem Forschungsvorhaben möchte Imen Urukova im Rahmen ihrer Masterarbeit nachgehen, mit der sie im November 2023 ihr Studium in Volkswirtschaftslehre an der Universität Leipzig abschließen wird. Für diese Untersuchung zieht sie vor allem Daten aus der fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) heran. Um Verzerrungen der Ergebnisse aufgrund von coronabedingten Veränderungen in der Inanspruchnahme von Leistungen und im Leistungsangebot des Gesundheitssystems zu vermeiden, konzentriert sich die Analyse auf einen Zeitraum vor dem Ausbruch der Pandemie. Des Weiteren wird der Zusammenhang zwischen den regionalen Hospitalisierungsraten und den Versorgungsstrukturen am Wohnort der Patient:innen unter Berücksichtigung demografischer, sozioökonomischer und morbiditätsbedingter Ungleichheiten zwischen den Regionen untersucht. Um eine mögliche räumliche Clusterbildung in den untersuchten Variablen berücksichtigen zu können, werden Spatial Autoregressive Models (SAR) verwendet.

Apothekenversorgung in Bayern

Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass die Anzahl öffentlicher Apotheken im Freistaat Bayern und ganz Deutschland sinkt. Begleitet wird diese Entwicklung durch herausfordernde Faktoren wie regionale Veränderungen von Bevölkerungsstrukturen und Beeinträchtigungen bei Arzneimittellieferungen. Wie lässt sich in Zukunft also eine bedarfsgerechte Versorgung durch Apotheken gewährleisten? Dazu gab das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit das Projekt „Analyse der Apothekenversorgung in Bayern“ in Auftrag, im Rahmen dessen sich nun eine Kooperation aus Wissenschaftler:innen mit dem Thema auseinandersetzt. Ein Teilbereich des Projektes fokussiert die Analyse von Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme sowie die Ausgestaltung der Apothekenversorgung. Anhand einer systematischen Literaturrecherche konnten so bereits Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme der Apothekenversorgung identifiziert werden. Ausgehend davon werden in Form von leitfadengestützten Expert:inneninterviews mit rund 15 Personen Daten erhoben, die anschließend in eine qualitative Inhaltsanalyse eingehen.

Als Mitglied des Forschungsteams leitet WIG2-Mitarbeiter Lennard Klingebiel aus dem Projekt auch seine Masterarbeit ab, mit der er dann 2023 sein Studium in Wirtschaftspädagogik an der Universität Leipzig abschließen wird. Während seiner Vorstellung im Forschungsseminar thematisiert er insbesondere die Gliederung der Arbeit. Zudem wurde das methodische Vorgehen hinsichtlich der Auswahl der Expert:innen für Interviews und der Wahl der Methode in der größeren Runde eruiert. So ging beispielsweise der Vorschlag für eine Mixed-Method in die Diskussion.