EvaClosure

Gesundheitsökonomische Evaluation des perkutanen Verschlusses des linken Vorhofohres bei Patient:innen mit Vorhofflimmern und hohem Schlaganfall- und Blutungsrisiko im Vergleich zur medikamentösen Standardtherapie

Jede:r vierte Erwachsene mittleren Alters ist von Vorhofflimmern betroffen und weist damit ein bis zu fünffach höheres Schlaganfallrisiko auf. Diese Patient:innen werden oftmals ausschließlich medikamentös behandelt. Im Rahmen des Innovationsfondsprojekts EvaClosure wird eine weitere Therapieoption gesundheitsökonomisch evaluiert, bei welcher das linke Vorhofohr dauerhaft verschlossen wird. Ist diese Methode kosteneffektiv? Dieser Frage gehen wir gemeinsam mit der Charité - Universitätsmedizin Berlin und der IKK classic seit 2020 auf den Grund.

Hintergrund

25 Prozent aller Erwachsenen mittleren Alters sind von Vorhofflimmern betroffen. Vorhofflimmern ist somit die am häufigsten auftretende anhaltende Herzrhythmusstörung. Sie verläuft meist fortschreitend und ist durch unregelmäßige Herzmuskelkontraktionen und somit einen arrhythmischen Herzschlag gekennzeichnet. Dabei besteht die Gefahr, dass sich Gerinnsel im Herzen, insbesondere im linken Vorhofohr, bilden. Lösen sich diese Gerinnsel, kann das einen Schlaganfall zur Folge haben. Schlaganfälle sind zu 15 bis 25 Prozent auf Vorhofflimmern zurückzuführen.

Um die Gerinnselbildung zu verhindern, können bei Patient:innen mit Vorhofflimmern Gerinnungshemmer eingesetzt werden. Diese medikamentöse Blutverdünnung ist als derzeitiger Therapiestandard anzusehen.

Als weitere Behandlungsmöglichkeit wurde der perkutane, katheterbasierte Verschluss des linken Vorhofohres (LAAC) entwickelt. Hierbei wird ein spezielles Verschlusssystem, ein sogenannter Occluder, durch einen Katheter in das linke Vorhofohr implantiert. Dadurch soll ebenfalls verhindert werden, dass sich im Vorhofohr Gerinnsel bilden und diese von dort in den Körper gelangen. Nach dem Verschluss muss die medikamentöse Therapie in aller Regel nur noch für kurze Zeit fortgesetzt werden, bis der Occluder vollständig eingeheilt ist. Vor allem für Patient:innen mit hohem Schlaganfall- und Blutungsrisiko kann dieses Verfahren eine bedeutende Alternative sein.

Die Effektivität und Sicherheit der rein medikamentösen Regelversorgung und der Verschluss des linken Herzohres mit nachfolgender medikamentöser Therapie werden im Rahmen einer klinischen Studie evaluiert. Darauf aufbauend, nimmt das Forschungsprojekt EvaClosure die gesundheitsökonomische Bewertung aus gesellschaftlicher und Perspektive der Krankenkassen vor.

Studienkonzept

Mit der Studie EvaClosure widmen wir uns der Fragestellung, ob der LAAC im Vergleich zur medikamentösen Standardtherapie ökonomisch vorteilhaft ist. Hierfür werden zur Berücksichtigung der GKV-Perspektive die als direkte Kosten bezeichneten Ressourcenverbräuche den gesundheitlichen Nutzeneffekten gegenübergestellt. Eine ergänzende Berechnung der indirekten Kosten ermöglicht eine Ausweitung der gesundheitsökonomischen Bewertung um eine gesellschaftliche Perspektive.

Die derzeitige Versorgung von Patient:innen mit Vorhofflimmern sowie der Vergleich der beiden Behandlungsmöglichkeiten erfolgen auf Basis  einer Längsschnittstudie und unter Verwendung verschiedener Datenquellen. Routinedaten einer Krankenkasse, der IKK classic, bilden hierfür die Basis. Anhand von Diagnosen werden die Prävalenz des Vorhofflimmerns, das damit einhergehende Risiko eines Schlaganfalls sowie die direkten und indirekten Krankheitskosten erfasst. Darüber hinaus dienen die Daten der klinischen Studie, in deren Rahmen auch eine Befragung von Patient:innen stattfindet, dazu, weitere Informationen über alle zu erwartenden Kosten und die gesundheitsbezogene Lebensqualität Betroffener zu sammeln.

Am WIG2 Institut sind Dr. Marco Müller und Dr. Eric Faß für die Datenanalyse und Dr. Franziska Claus  für die administrative Leitung involviert. Die Projektleitung liegt bei Ines Weinhold. (v. l. n. r.)

Das Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit der Charité Berlin und der IKK classic. Es wird aus Mitteln des Innovationsfonds für 48 Monate mit insgesamt ca. 675.000 Euro gefördert (Fördernummer: 01VSF19049).

Stand: Juni 2021