Aktuelle Studie

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Trägerschaft und der Qualität labormedizinischer Leistungserbringung in Deutschland?

Dieser Fragestellung widmeten wir uns in Zusammenarbeit mit dem privaten Forschungsinstitut für Gesundheits- und Systemgestaltung (figus GmbH). Im Rahmen der Studie wurde erstmals eine Datenbank mit Informationen zu 570 Laboren (496 laborfachärztliche Labore) zusammengestellt. Sie leistet somit „einen wertvollen Beitrag zur gegenwärtig verstärkt geforderten Transparenz des Laborbereichs“ und schafft „einen Ausgangspunkt für zukünftige Forschungsarbeiten“ (S. 13, 91).

Hintergrund

Der Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore in Deutschland (ALM e.V.) vertritt aktuell mehr als 200 medizinische Labore. Hauptanliegen des ALM e. V. ist es, eine labormedizinische Patient:innenversorgung von hoher Qualität zu gewährleisten und zu fördern. Die Organisation der Labore in Deutschland erfolgt über verschiedene Praxis- und Rechtsformen, u. a. als Medizinische Versorgungszentren (MVZ). Insbesondere die Organisation in größeren Unternehmensstrukturen, wie z. B. MVZ, wirft jedoch die Frage nach der Ökonomisierung der Medizin auf Kosten der Versorgungsqualität auf. Um diesem Thema mit wissenschaftlich fundierten Fakten begegnen zu können, hat der ALM e. V. im Jahr 2020 das WIG2 Institut und die figus GmbH mit einer wissenschaftlichen Studie beauftragt. Dadurch soll die Laborlandschaft in Deutschland erstmals klar und transparent abgebildet werden.

Ergebnisse und Ausblick

Im Rahmen der Studie wurde eine Datenbank mit 570 Laboren aufgebaut. Darunter befinden sich 496 laborfachärztliche Labore, die mindestens ein:e Fachärzt:in für Laboratoriumsmedizin einbinden. Die Trägerschaft wird durch die Merkmale Praxisform und Rechtsform abgebildet. Anhand der gesammelten Labordaten wird ersichtlich, dass die Praxisform MVZ als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) eine wichtige Rolle in der Versorgung einnimmt: 317 von 496 laborfachärztlichen Laboren sind als MVZ organisiert, davon wiederum 210 in Form einer GmbH.

Die Qualität der Laborarbeit wird anhand von Qualitätsindikatoren gemessen. Durch die Auswertung wissenschaftlicher Fachartikel und Studien auf Basis einer systematischen Literaturrecherche entsteht ein Set von 19 Qualitätsindikatoren inklusive ihrer Berechnungsgrundlage. Diese Indikatoren beziehen sich überwiegend auf die Prozessqualität. Daher empfehlen die Autor:innen „den Aufbau eines neuen, umfassenden Bewertungssystems, um auch die für die Bewertung der Qualität notwendigen Dimensionen Struktur- und Ergebnisqualität einzubeziehen.“ Nur mit einer verbindlichen Datengrundlage in umfassender Breite und Tiefe können Qualitätsindikatoren vergleichend definiert, erhoben und ausgewertet werden – ohne diese Betrachtungen „ist der Nachweis eines (direkten) Zusammenhangs zwischen Trägerschaft und Versorgungsqualität […] nicht möglich.“ (S. 92/93)
Eventuell wahrgenommene Qualitätsunterschiede lassen sich wahrscheinlich auf Größenvorteile zurückführen. Gerade in der Corona-Pandemie zeigt sich, dass größere, vernetzte Laboratorien „durch standardisierte Strukturen, höhere Kapazitäten und gegenseitige interne Unterstützungsmöglichkeiten […] der pandemiebedingten Situation mit einhergehender Dauerbelastung womöglich besser standhalten.“ (S. 91)

Mit der Schaffung einer soliden Datengrundlage ist ein erster, wichtiger Grundstein für mehr Transparenz im Laborbereich geschaffen. Für zukünftige Forschungsarbeiten wäre es bereits hilfreich, „wenn eine KV-übergreifende, einheitliche Suchoption mit gemeinsamen Inhalten der KV-Datenbanken zur Verfügung stünde. So würde eine Übersicht aller Labore mit ihrem jeweiligen Standort, der Kompetenz und der angebotenen Leistungen ermöglicht.“ (S. 90)

Kontextualisierend widmet sich die Studie mit ordnungspolitischer Perspektive der gegenwärtig diskutierten Wettbewerbssituation im Hinblick auf private Investitionen. Es bleibt die Feststellung: „Je höher der (regulativ gewünschte) Anteil […] ist, desto wichtiger werden wettbewerbliche Rahmenbedingungen.“ Abschließend wird darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass die Qualität der labormedizinischen Leistungserbringung künftig der entscheidende Wettbewerbsvorteil im Markt für labormedizinische Leistungen sein wird.(Nur) unter diesem Szenario wird ein „echter“ Qualitätswettbewerb geführt werden.“ (S. 94)

Studie

Höpfner, T., Militzer-Horstmann, C., Schäffer, T., Schmiedel, L., Schrey, C., Kurscheid, C. & Mollenhauer, J. (2021). Studie zur Identifikation von Zusammenhängen zwischen der Trägerschaft und der Qualität labormedizinischer Leistungserbringung in Deutschland. Studie im Auftrag des ALM e. V. – Akkreditierte Labore der Medizin e. V. Online: https://www.alm-ev.de/wp-content/uploads/2021/06/210608-Studie-ALM-WIG2-figus.pdf

Am WIG2 Institut sind Dr. Thomas Höpfner, Tobias Schäffer, Lisa Schmiedel und Christopher Schrey involviert (v. l. n. r.). Die Projektleitung liegt bei Dr. Carsta Militzer-Horstmann (5. v. l.).

Auf der Website der Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V. ist die Studie als PDF-Datei abrufbar.

Stand: Juni 2021

Beitrag verfasst von: Franziska Stutzer und Claudia Roitzsch