Versorgungsmodell für psychisch kranke Menschen – WIG2 erhält Zuschlag für bundeseinheitliches Evaluationsprojekt

Die Versorgung psychisch kranker Menschen nimmt vor dem Hintergrund steigender Patientenzahlen eine zunehmend wichtige Rolle im deutschen Gesundheitssystem ein. Um die kontinuierliche Weiterentwicklung von psychiatrischen Behandlungen zu gewährleisten, schlägt § 64b SGB V die Vereinbarung von Modellvorhaben seitens der Krankenkassen und Leistungserbringer vor. Die Bietergemeinschaft um das WIG2 Institut gewann im Mai 2015 die europaweite Ausschreibung zur bundeseinheitlichen Evaluation dieser psychiatrischen Modelle, welche anhand der Daten von rund 25.000 Patienten ausgewertet wird.

Im Rahmen des §64b SGB V „Modellvorhaben zur Versorgung psychisch erkrankter Menschen“ schlossen sich 2013 Kassenverbände sowie einzelne Krankenkassen-Vertreter zusammen, um in einer eigens gebildeten Arbeitsgruppe (AG Evaluation) eine bundeseinheitliche Evaluation von psychiatrischen Versorgungsmodellen auf den Weg zu bringen. Beteiligt sind der AOK Bundesverband und alle AOKen, der BKK-Dachverband mit insgesamt 73 Betriebskrankenkassen, die IKK classic, IKK Südwest, Knappschaft, Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau sowie der Verband der Ersatzkassen (vdek) inklusive aller zugehörigen Ersatzkassen. Die übergeordnete Zielsetzung des Evaluationsprojekts bildet dabei die Ergebnisbündelung der einzeln durchgeführten Modellvorhaben sowie die Schaffung einer validierten Diskursgrundlage auf bundespolitischer Ebene.

Im November 2014 wurde schließlich eine europaweite Projektausschreibung für die bundeseinheitliche Evaluation durchgeführt, in welcher sich die Bietergemeinschaft um das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (TU Dresden), das WIG2 Institut sowie das Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg) durchsetzen konnte und im Mai 2015 den Zuschlag für das Forschungsvorhaben erhielt. Als Zielvorgaben wurden im Zuge dessen verschiedene Optimierungen in der sektorenübergreifenden Patientenversorgung festgehalten. Hierzu zählen unter anderem Untersuchungsaspekte wie die verstärkte Berücksichtigung des sozialen Umfelds und der individuellen Behandlungsbedürfnisse, die Herstellung von Leistungstransparenz sowie die gesundheitsökonomische Effizienzsteigerung bei der Versichertenversorgung. Auf Grundlage dieser verschiedenen Forschungsgegenstände ermöglicht das mehrjährig ausgelegte Evaluationsprojekt so eine ganzheitliche Betrachtung der psychiatrischen Modellvorhaben.

Dem WIG2 Institut obliegt während der kooperativen Evaluation die spezifische Aufgabe der Kosten- und Effizienzanalyse auf Basis der erhobenen Daten. Betrachtung finden hierbei unter anderem die direkten psychiatrischen Versorgungskosten sowie die direkten medizinischen Gesamtkosten. Zudem wird anschließend die Effizienz der untersuchten Modelle ermittelt, sodass eine gesundheitsökonomische Beurteilung möglich wird. Ziel ist schließlich die Ermittlung aussagekräftiger Prognosen bezüglich der Wirtschaftlichkeit der erprobten Versorgungsmodelle.

Die Studie zur Evaluation wird derzeit von 13 Leistungserbringern, darunter auch Fach- und Universitätskliniken, in acht Bundesländern mit rund 25.000 Patienten durchgeführt. Langfristiges Ziel ist die geografische Abdeckung aller bundesdeutschen Länder. Die ersten Zwischenergebnisse werden voraussichtlich Ende 2016 veröffentlicht.

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http://www.wig2.de/evaluation-versorgungsforschung

(Thumbnail-Foto: TÜV Süd, https://www.flickr.com/photos/tuev_sued/4882019586, lizenziert gemäß Creative Commons)

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