Effektive Ausgestaltung des regionalen Versorgungsmanagements – Das WIG2-Institut in „Gesundheitswesen aktuell 2017“

Ein effektives Versorgungsmanagement vor Ort sollte auf die regionalen Bedarfe und Strukturen zugeschnitten sein. Dafür sind Regionen mit ähnlichen Bedarfen zunächst zweckmäßig in Versorgungsregionen zusammenzufassen. Wie dieser Ordnungsprozess ablaufen kann und welche Nutzenpotenziale sich daraus für das regionale Versorgungsmanagement ergeben, greifen die Mitarbeiter des WIG2-Institutes Ines Weinhold und Danny Wende in der jährlichen Reihe der BARMER „Gesundheitswesen aktuell 2017“ auf. 

Eines der Probleme der Gesundheitsplanung besteht darin, dass die von administrativer Seite definierten Versorgungsregionen oftmals nicht mit den eigentlichen Versorgungsräumen übereinstimmen. Eine regionalspezifische Einteilung birgt allerdings breit gefächerte Anwendungsmöglichkeiten und Chancen. Für die Definition einer Versorgungsregion sind zunächst die entsprechenden Versorgungsbedarfe und -möglichkeiten zu definieren. Der Ort des Versorgungsbedarfs stimmt dabei allerdings oftmals nicht mit dem der Versorgungsmöglichkeit überein. Auch die von administrativer Seite definierten Landkreisgrenzen spiegeln viel mehr den politischen Einflussbereich als den realen Versorgungsbedarf.

Vor diesem Hintergrund nahmen Weinhold und Wende die räumliche Einteilung der Versorgungsräume zunächst anhand von Rasterzellen (deutschlandweit) vor. Das aus dieser Einteilung entstandene Rasternetz bildete im nächsten Schritt das Fundament für eine Distanzmetrik der Rasterzellen. Zusätzlich zur Distanz wurde der Faktor der Relevanz einer Leistung für einen Nachfrager in einer anderen Region (Relevanz-Index) einbezogen. Ein Commitment-Index wiederum erfasste die relative Bedeutung eines Standorts für die Versorgung einer Person an einem anderen Standort. Dabei wurde außerdem eine Gravitationsannahme zugrunde gelegt, nach der sich Versorgungsbedarf und -möglichkeiten anziehen. Patienten mit einem hohen Versorgungsbedarf konsultieren dementsprechend Orte mit einem hohen Angebot in der näheren Umgebung. Auf Grundlage dieser Normvorgaben für Abstand und Ähnlichkeit der Rasterzellen konnte ein Clusterverfahren angewendet werden.

Die Funktionsweise des Clusteralgorithmus wird dabei durch die Anwendung auf zwei Versorgungsbeispiele deutlich. Im ersten Fall wurden die Auswirkungen einer vermehrt regionalen Belieferung der Ärzte mit Zytostatika-Medikamenten im Gegensatz zu einer auf der freien Apothekenwahl der Ärzte basierenden Belieferung untersucht. Es ergab sich ein wesentliches Potenzial bei der Anwendung zur Bildung von Regionen zur Versorgungssteuerung unter Anwendung des Clusterverfahrens. Zum einen konnte die Versorgung effizienter gestaltet und zum anderen eine Monopolisierung verhindert werden. Im zweiten Fall wurde das Verfahren zur Evaluation neuer regionaler Versorgungsmodelle angewendet. Dabei erfolgte ein Vergleich der Patienten im Versorgungsmodell mit jenen aus entsprechenden Vergleichsregionen, die nicht von diesem Modell profitieren. Durch die Anwendung des Clusteralgorithmus war hier eine bessere Vergleichsgruppenbildung und damit eine bessere Evaluation von Versorgungsmodellen möglich.

Der aktuelle Teil der Publikationsreihe "Gesundheitswesen aktuell" kann ab sofort unter folgender ISBN-Nummer bestellt werden: 978-3981880908. (Preis: 29,80 € Verlag: BARMER GEK, 316 Seiten)

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