WIG2 mit zwei Beiträgen auf der 11. dggö-Jahrestagung in Augsburg

Wie lässt sich Gesundheit auf der Mikroebene analysieren? Die Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsökonomie (dggö) geht im Rahmen Ihrer Jahrestagung 2019 genau dieser Frage unter dem Motto „Gesundheitsverhalten und Prävention“ nach. Die bereits zum elften Mal tagende nationale Konferenz der Gesundheitsökonomie findet in diesem Jahr an der Universität Augsburg statt und legt ihren Schwerpunkt auf die Bedeutung des individuellen Verhaltens sowie die persönlichen Lebensumstände für die eigene Gesundheit. Bezogen auf diese Thematik stellt das WIG2 Institut seine aktuellen Forschungsergebnisse in gleich zwei Beiträgen vor: Nils Kossack, Leiter Mathematik und Statistik, referiert über die Integration von Akut- und Neuerkrankungen innerhalb von Vollmodellen im Morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA). Danny Wende, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand, betrachtet zudem individuelle und regionale Einflüsse auf die Morbidität und Leistungsausgaben.

Die Jahrestagung der dggö deckt ein breitgefächertes Spektrum an Themen der Gesundheitsforschung ab und beleuchtet diese aus gesundheitspolitischer, gesundheitsökonomischer und systemischer Perspektive. Im Rahmen der diesjährigen Plenarveranstaltungen mit Fokus auf Gesundheitsverhalten und Prävention nehmen internationale Referenten verschiedene Präventionsmaßnahmen auf den Prüfstand und beleuchten (potentiell riskantes) Gesundheitsverhalten und dessen Beeinflussung näher. Die eingereichten Beiträge der Referenten wurden vorab einem Peer-Review Verfahren unterzogen, das die wissenschaftliche Qualität der Forschungsergebnisse garantiert.

Der zweite Veranstaltungsblock der Vortragssitzungen A beschäftigt sich mit den Weiterentwicklungsoptionen des Risikostrukturausgleichs. Nils Kossack, Leiter Mathematik und Statistik des Instituts, ist hier mit dem ersten Beitrag des WIG2 Instituts vertreten: „Diskussion zur Integration von Akut- und Neuerkrankungen innerhalb von Vollmodellen im Morbi-RSA“. In seinem Fachvortrag beleuchtet Herr Kossack kritisch die bisherige Konzeption des aktuellen RSA als prospektives Ausgleichsystem. Der Vortrag geht der Frage nach, inwieweit eine zeitgleiche Ausgestaltung des Klassifikationsverfahrens aktuell Vor- bzw. Nachteile bietet. Unter Verwendung von generalisierten linearen Modellen hat das WIG2 Institut unter anderem untersucht, inwieweit Risiken durch Akut- und Neuerkrankungen durch die prospektive Ausgestaltung des Morbi-RSA bereits über die berücksichtigte Morbidität abgebildet werden. Die Ergebnisse zeigen, dass Risiken sowohl von Akut- als auch von Neuerkrankungen zwischen den Kassen variieren, und Versicherte mit diesen Risiken negative Deckungsbeiträge aufweisen. Die dadurch geschaffenen Fehlanreize zur Risikoselektion würden durch eine zeitgleiche Berücksichtigung der Morbidität deutlich gemindert werden. Damit widerlegen die Ergebnisse die geläufige Annahme, dass prospektive Modelle im Vergleich zu zeitgleichen Modellen höhere Wirtschaftlichkeitsanreize bei ebenso guter Verminderung der Risikoselektionsanreize mit sich bringen.

Danny Wende, wissenschaftlicher Mitarbeiter am WIG2, geht im Rahmen der Vortragssitzungen B im zweiten Veranstaltungsblock „Krankenversicherungswettbewerb und Risikostrukturausgleich“ der Frage nach, welche Ursachen es für regionale Deckungsbeiträge gibt, und welche Rolle dabei individuelle und regionale Einflüsse auf Morbidität und Leistungsausgaben spielen. Ausgangspunkt ist der geringe Forschungsstand zum Effekt von individueller und regionaler Deprivation auf die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen. Um diesen Zusammenhang zu erforschen, erweiterten die Autoren das Michael-Grossmann-Modell (MGM), welches die Nachfrage nach Gesundheit und die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen modelliert, um regionale Deprivation. Gleichzeitig analysierten sie den Einfluss von Einkommen, Alphabetisierung, sozioökonomischen Status sowie die Verfügbarkeit von Gesundheitsressourcen im Modell. Die Ergebnisse zeigen, dass alle zuletzt genannten Faktoren positiv mit Gesundheit und der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen korrelieren, die regionale Deprivation dagegen negativ. Sowohl individuelle als auch regionale Deprivation gehen einher mit einer Verschlechterung der Gesundheit und einer geringen Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen in der Zukunft.

Die einzelnen Vorträge in der Übersicht:

18. März 2019
13:30-14:20 (Vortragssitzungen A)
Nils Kossack
"Diskussion zur Integration von Akut- und Neuerkrankungen innerhalb von Vollmodellen im Morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) " (A.2)
18. März 2019
14:40-16:00 (Vortragssitzungen B)
Danny Wende
"Ursachen für regionale Deckungsbeitragsunterschiede – Individuelle und regionale Einflüsse auf Morbidität und Leistungsausgaben" (B.2)

Ausführliche Informationen zur 11. dggö sowie das Kurzprogramm als Download finden Sie auf der Webseite der Veranstaltung.

 

 

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