16. dggö Jahrestagung 2024 » Vortragssitzung D7 – Krankheitskosten und RSA
Krankheitskosten eines hohen Schlaganfall- und Blutungsrisikos bei Patient:innen mit Vorhofflimmern
Dr. Franziska Claus und Dr. Eric Faß
Dienstag, 05.03.2024, 11:25–12:45 Uhr, Raum HS XV
Abstract
Einleitung
Vorhofflimmern (VHF) ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen und betrifft jeden vierten Erwachsenen mittleren Alters im Laufe seines Lebens. VHF-Patient:innen weisen ein etwa 5-fach erhöhtes Schlaganfallrisiko auf und 15 % bis 25 % aller Schlaganfälle sind auf VHF zurückzuführen. Im Rahmen von EvaClosure, einer Substudie der multizentrischen klinischen Studie CLOSURE-AF-DZHK16, wird eine gesundheitsökonomische Evaluation des perkutanen, katheterbasierten Verschlusses des linken Vorhofohrs bei VHF-Patient:innen mit hohem Schlaganfall- und Blutungsrisiko durchgeführt. Ein Teilaspekt dieser Substudie ist die Ermittlung der Krankheitskosten eines hohen Schlaganfall- und Blutungsrisikos bei VHF-Patient:innen.
Methode
Die Analysen erfolgen im Rahmen einer retrospektiven kontrollierten Kohortenstudie unter Nutzung von GKV-Routinedaten einer großen deutschen Krankenkasse. Es wurden 54.911 Versicherte eingeschlossen, die von 2015–2021 durchgängig versichert waren und im Baselinejahr 2015 die Diagnose Vorhofflimmern, aber kein hohes Schlaganfall- (CHA2DS2VASc-Score ≥ 2) und Blutungsrisiko (HAS-BLED-Score ≥ 3) aufwiesen. Dieses hohe Risiko konnte ausschließlich in den Jahren 2016-2019 entwickelt werden. Von den 54.911 Versicherten entwickelten in dieser Zeit 21.587 (39 %) ein hohes Risiko. Zielgröße der Untersuchung sind die aus GKV-Perspektive entstehenden direkten Kosten der ambulanten, stationären und Arzneimittelversorgung. Mittels Hierarchical Entropy Balancing werden strukturelle Unterschiede zwischen den Gruppen zur Baseline adressiert. Zur Berücksichtigung potenzieller gruppenspezifischer Unterschiede aufgrund von unbeobachteter Heterogenität werden die Kostenunterschiede im Rahmen eines Two-Stage Difference-in-Differences Modells analysiert.
Ergebnisse
Zur Baseline zeigte sich aufgrund des statistischen Balancings kein Unterschied in den Kosten zwischen beiden Gruppen (jeweils durchschnittliche Kosten in Höhe von 6.128 €). Unter Anwendung des Two-Stage Difference-in-Differences Modells konnte aufgezeigt werden, dass die Hochrisikogruppe signifikant höhere durchschnittliche Kosten (DiD-Schätzer = 1.400 €; Standardfehler = 89,2) verursacht als die Gruppe der VHF-Patient:innen ohne hohes Risiko.
Zusammenfassung
VHF-Patient:innen mit hohem Schlaganfall- und Blutungsrisiko weisen signifikant höhere direkte Kosten auf als VHF-Patient:innen ohne dieses hohe Risiko. Ergänzend zu den vorliegenden Ergebnissen werden aktuell die indirekten Kosten aufbereitet, sodass zum Zeitpunkt der Konferenz die aus gesellschaftlicher Perspektive relevanten Kostenarten vorliegen werden. Zugleich erfolgt weiterführend eine differenzierte Betrachtung gruppenspezifischer Unterschiede in der Leistungsinanspruchnahme.
Autor:innen
- Eric Faß, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2), Leipzig, Deutschland
- Marco Müller, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2), Leipzig, Deutschland
- Franziska Claus, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2), Leipzig, Deutschland
- Ines Weinhold, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2), Leipzig, Deutschland
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