Hospiz- und Palliativbericht 2022
Das im Dezember 2015 in Kraft getretene Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland soll die noch bis vor einigen Jahren spürbare Versorgungslücke im Bereich der Versorgung schwerkranker, sterbender Menschen weiter schließen und unterstützt insbesondere den flächendeckenden Ausbau entsprechender Versorgungsstrukturen, vor allem in strukturschwachen und ländlichen Gebieten. Demografisch und mortalitätsbedingt ist in Sachsen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit überdurchschnittlich vielen Sterbefällen zu rechnen, was einer qualitätsvollen, erreichbaren und verfügbaren Hospiz- und Palliativversorgung eine hohe Bedeutung zuschreibt. Der Hospizbericht, der im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt unter Leitung des WIG2 Instituts erstellt wird, schließt an die 2013 und 2017 erarbeiteten Studien zur Hospiz- und Palliativversorgung im Freistaat Sachsen an und wird deren Ergebnisse aktualisieren und evaluieren.
Hintergrund
Die Hospiz- und Palliativversorgung begleitet schwerstkranke und sterbende Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Sie widmet sich dabei sowohl der Behandlung physischer Symptome als auch der psychosozialen und spirituellen Begleitung, um die Lebensqualität der Patient:innen zu verbessern. Die Institutionen der Hospiz- sowie Palliativversorgung sind eng miteinander verknüpft und sollen ein in sich geschlossenes Versorgungssystem bilden, in dem niedergelassene Haus- und Fachärzt:innen, ambulante Pflegedienste, Palliativstationen in Krankenhäusern, Pflegeheime sowie ambulante Hospizdienste und palliativmedizinische Konsiliardienste agieren. Für Patient:innen, die eine besonders aufwändige Versorgung zuhause benötigen, werden spezialisierte ambulante Palliativ-Teams eingesetzt (SAPV, siehe § 37b SGB V). Durch die ärztlichen und pflegerischen Leistungen zur Schmerztherapie und Symptomkontrolle soll der Verbleib im häuslichen Umfeld ermöglicht und die Einweisung in eine stationäre Einrichtung bis zum Tod vermieden werden. Die Hospizversorgung wird sowohl ambulant, durch in diesem Bereich weitergebildete Pflegekräfte, als auch in stationären Hospizen ausgeführt. In beiden Bereichen begleiten auch Ehrenamtliche die Patient:innen und ihre Angehörigen.
Studienkonzept
Zur Darstellung der aktuellen hospizlich-palliativen Versorgungssituation in Sachsen werden verschiedene Datenquellen herangezogen. Neben den zuvor erstellten Hospizstudien können insbesondere beim Landesverband für Hospizarbeit und Palliativmedizin Sachsen e. V. Informationen gewonnen werden. Überdies werden vom Ministerium regelmäßig Informationen zu Kapazitäten, Leistungen und Standorten bei den verschiedenen Einrichtungen erhoben und im Rahmen der Berichterstellung zur Verfügung gestellt.
Unter Verwendung einer beim WIG2 Institut aufgebauten Regionaldatenbank, die u.a. georeferenzierte Daten zu medizinischen Einrichtungen, Leistungserbringern, Bevölkerungsschwerpunkten und ein rasterzellengenaues Routing zur Berechnung von Fahrtzeiten sowie ÖPNV-Erreichbarkeitsanalysen werden die sächsischen Versorgungsstrukturen vor dem Hintergrund eines bedarfsgerechten Zugangs für Patient:innen evaluiert.
Ergänzend zu diesen Sekundärdaten werden im Rahmen der Berichtserstellung standardisierte Befragungen bei etwa 270 sächsischen hospiz- und palliativmedizinischen Einrichtungen und Leistungserbringer:innen durchgeführt. Deren Ziel liegt unter anderem in der Erfassung von fachspezifischen Personalkapazitäten, Ausbildungsständen und verfügbaren Angebote in der Sterbe- und Trauerbegleitung.
Außerdem werden Expert:innen auf Landesebene und Vertreter:innen der Selbstverwaltung sowie Leistungserbringer:innen anhand teilstandardisierter Interviews befragt, um ein multiperspektivisches Meinungsbild zum Status quo der Versorgungsstrukturen und wesentlichen Handlungserfordernissen abzubilden. Ein Schwerpunkt des diesjährigen Berichts liegt zudem darin, Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Leistungen der Hospiz- und Palliativversorgung zu ermitteln.
Die Erstellung des Berichts wird bis zum Dezember 2022 abgeschlossen. Nach einer Konzeptionierungsphase starteten im März 2022 die Expert:inneninterviews mit Leistungserbringern, von denen mittlerweile mit 11 durchgeführten Gesprächen bereits über die Hälfte der angestrebten Interviews realisiert wurde. Im April 2022 startet zudem die online-basierte standardisierte Befragung der sächsichen Einrichtungen.

Am WIG2 Institut sind maßgeblich Josephine Thiesen für die Experteninterviews, Dr. Eric Faß für die standardisierte Befragung, Roman Kliemt für die Datenanalytik, Sandra Stark und Lasare Samartzidis für die regionalisierte Infrastrukturbewertung und Dr. Marco Müller für den Aufbau der Regionaldatenbank an dem Projekt beteiligt. Die Projektleitung erfolgt durch Ines Weinhold (v. l. n. r.).
Zeitraum: bis Dezember 2022
Stand: April 2022
Weiterführende Informationen:
Hospiz- und Palliativbericht 2017