Mo2Regio

Sektorenübergreifendes Monitoring und  Modellierung der regionalen Gesundheitsversorgung

Januar 2023: Innovationsfondsprojekt im Bereich Versorgungsstrukturplanung gestartet

Die Verfügbarkeit von Angeboten zur Gesundheitsversorgung hängt u. a. stark davon ab, in welcher Region Deutschlands Menschen leben – sei es z. B. in gut versorgten Ballungsgebieten oder auf dem eher strukturschwachen Land. Ein kooperatives Forschungsteam arbeitet seit diesem Jahr daran, dass konsentierte Versorgungsziele, regionale Bedarfe und ortsspezifische Merkmale bei der Versorgungsplanung und Versorgungssteuerung über mehrere Sektoren hinweg berücksichtigt werden können. Dafür soll im Modellgebiet Sachsen beispielhaft die gesundheitliche Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Demenzerkrankten mithilfe eines sektorenübergreifenden Monitorings erfasst werden. Ziel ist die Entwicklung eines adaptierbaren Vorschlags zur Konzeption und Steuerung regional passender, intersektoraler, ressourcenoptimierter und nutzenstiftender Versorgungsstrukturen – für eine flächendeckend gleichwertige und qualitätsorientierte Gesundheitsversorgung.

Hintergrund

Deutschlands Regionen sind sehr vielfältig und von großen Unterschieden z. B. im Bevölkerungswachstum, den Alters- und Sozialstrukturen geprägt. Auch die damit zusammenhängende Häufigkeit von Krankheiten und medizinischen Versorgungsmöglichkeiten variieren je nach Standort. Um in ganz Deutschland eine ortsunabhängige gesundheitliche Grundversorgung gewährleisten zu können, ist es zentral, die regionalen Faktoren bei der Planung und Steuerung von Versorgungsstrukturen im Gesundheitswesen aktiv einzubeziehen. Erst dann können alle Menschen wohnortunabhängig gleichwertigen Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung erhalten. Zudem können die Akteur:innen, die mit der Planung der Gesundheitsversorgung betraut sind, regional bedingte Potenziale für Über-, Unter- und Fehlversorgung erkennen und reduzieren.

Vorgehen

Wissenschaftler:innen aus Dresden, Leipzig und München widmen sich in einem Forschungszeitraum von drei Jahren der Frage, wie regionale Gesundheitsversorgung sektorenübergreifend erfasst, modelliert und gesteuert werden kann. Unter Leitung des Zentrums für Evidenzbasierte Medizin (ZEGV) der medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden arbeiten Wissenschaftler:innen des Lehrstuhls für Gesundheitsökonomie und -management der Universität Leipzig, des Universitätsklinikums Leipzig, des Lehrstuhls für Gesundheitsökonomie der Technischen Universität München sowie des WIG2 – Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung zusammen.

Das Projekt Mo2Regio steht unter der Schirmherrschaft des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Forschungsarbeit wird zudem von verschiedenen Landesverbänden des Freistaates Sachsen, sächsischen Leistungserbringervertretern und durch eine Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) unterstützt. Die Finanzierung des Vorhabens erfolgt über den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA).
Für das Modellgebiet Sachsen soll ein System zur Beobachtung der Gesundheitsversorgung entwickelt werden, das auf das Bundesland zugeschnitten ist und unabhängig von den Sektoren (stationär, ambulant) mit umfangreichen Gesundheitsdaten gespeist wird. Das entwickelte System soll einen Prototyp darstellen, der in Zukunft für die regionale Planung und Steuerung der Gesundheitsversorgung eingesetzt werden kann. Für das Modell werden die Versorgungsbereiche Kinder- und Jugendgesundheit sowie Demenz bespielhaft untersucht.

Im ersten Schritt gilt es, in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten Versorgungsziele, geeignete Indikatoren und Bemessungskriterien für die beiden Beispielbereiche zu erarbeiten. Sie dienen als Basis für die anschließende, systematische Zusammenstellung relevanter Gesundheitsdaten aus verschiedenen Quellen in der Modellregion. Dazu zählen Abrechnungsdaten der AOK PLUS, Daten der statistischen Ämter, Registerdaten und Daten aus Bevölkerungs- bzw. Patient:innenbefragungen. Die Daten fließen in einer digitalen Plattform zusammen und werden dort so aufbereitet, dass ein umfassendes Abbild der aktuellen Gesundheitsversorgung für die Region Sachen zur Versorgung von Kindern, Jugendlichen und an Demenz Erkrankten entsteht. Über Algorithmen können darauf aufsetzend Entwicklungen, Risiken und Potenziale modelliert und prognostiziert werden.

Das Dashboard mit regionalen Gesundheitsdaten aus verschiedenen Quellen bildet eine optimale Grundlage für Diskussionen, Prognosen und Empfehlungen zum Erreichen der vorweg definierten Versorgungsziele. Es ermöglicht dem Forschungsteam gemeinsam mit den beteiligten gesundheitspolitischen Akteur:innen vor Ort – der Krankhausgesellschaft Sachsen, der Sächsischen Landesärztekammer, dem Sächsischen Landkreistag, dem Sächsischen Städte- und Gemeindetag und dem Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen – Handlungsempfehlungen abzuleiten. Anschließend kann anhand der damit gewonnenen Erkenntnisse eine bedarfsgerechte Versorgungsstruktur für die fokussiert betrachtete Region aufgebaut und später in die Versorgungsrealität übernommen werden.

Ziel

Die im Rahmen von Mo2Regio erbrachten Forschungsergebnisse, das entwickelte Dashboard und die abgeleiteten Handlungsempfehlungen können bei Erfolg auf andere Versorgungsbereiche oder Regionen übertragen werden. Damit helfen die Projektpartner entscheidend mit, die Planung und Steuerung der Gesundheitsversorgung für alle Menschen in Deutschland gleichermaßen und für die unterschiedlichen Regionen passgenau zu ermöglichen – evidenzbasiert und ressourcenschonend.

Das Forschungsprojekt Mo2Regio steht unter der Schirmherrschaft des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Referat Öffentlicher Gesundheitsdienst, Infektionsschutz, umweltbezogener Gesundheitsschutz.

Die Leitung des Konsortiums obliegt dem Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Technische Universität Dresden (Prof. Dr. Jochen Schmitt).

Konsortialpartner sind das Wissenschaftliche Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung WIG2 (Dr. Ines Weinhold), die Universität Leipzig, Fakultät Wirtschaftswissenschaften (J.-Prof. Dr. Dennis Häckl), die Technische Universität München, Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie (Prof. Dr. Leonie Sundmacher) sowie das Universitätsklinikum Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller).

Mit der AOK PLUS, der Krankenhausgesellschaft Sachsen, der Sächsischen Landesärztekammer, dem Sächsischen Landkreistag, dem Sächsischen Städte- und Gemeindetag und dem Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen wird das Projekt von weiteren Kooperationspartnern unterstützt.

Die Finanzierung von Mo2Regio erfolgt durch den Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss für drei Jahre mit insgesamt ca. zwei Millionen Euro.

Stand: März 2023