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Wie entwickelt sich die GKV? Analyse der Risikofaktoren und Deckungsquoten 2015 und 2016

Whitepaper, veröffentlicht durch das WIG2 Institut
In der gesetzlichen Krankenversicherung herrscht in Zeiten steigenden Wettbewerbs ein erhöhter Bedarf an aussagekräftigen Finanzkennzahlen der eigenen Krankenkasse im Vergleich zur Konkurrenz. Amtliche Statisti- ken bieten jedoch häufig nur zusammengefasste Werte auf Kassenarten oder Gesamt-GKV-Ebene. Erkenntnisse für zielgerichtete Benchmarks und Steuerungsmöglichkeiten auf Einzelkassenebene fehlen hingegen. Mit den Rechnungsergebnissen der Krankenkassen nach §305b SGB V existiert jedoch eine geeignete Datenquelle, um Finanzkennzahlen der GKV auch auf Ebene der einzelnen Krankenkassen analysieren zu können. Das WIG2 Institut überführt diese jährlich, um die Entwicklung der GKV und ihrer Einzelkassen vergleichen und bewerten zu können. Die Grundlage für die vorliegende Analyse bilden dabei die Rechnungsergebnisse der beiden jüngsten Berichtsjahre 2015 und 2016. Hieraus konnte identifiziert werden, wie sich die gesetzlichen Krankenkassen finanzstrukturell verändert haben. Um die Entwicklung der GKV zu bewerten, werden hierfür die Versichertenveränderungen, die Morbidität (Risikofaktoren) sowie die Wirtschaftlichkeit (Deckungsquoten) als Kennzahlen genutzt (für Details s. Abs. 2.3). Ein Vergleich der Änderungsraten der Versicherten und der Risikofaktoren (2015 und 2016) hat gezeigt, dass Wachstumskassen eine durchschnittlich sinkende Morbidität aufweisen, während Verlustkassen eine durchschnittlich steigende Morbidität verzeichneten. Krankenkassen, die von 2015 zu 2016 Versicherte hinzugewinnen konnten, sind folglich im Durchschnitt „gesünder“ geworden. Ein Zusammenhang der Veränderungen der Versichertenanzahl sowie der Morbidität mit der Deckungsquote einer Krankenkasse konnte indes nicht systematisch und pauschal festgestellt werden. Eine „gesündere“ Kasse infolge eines Versichertenwachstums führt folglich nicht zwingend auch zu einer auch finanzwirtschaftlich gedeckteren Krankenkasse. Auf aggregierter Kassenartenebene kann festgehalten werden, dass die AOKen mit durchschnittlich steigenden Versichertenzahlen, sinkenden Risikofaktoren sowie steigenden Deckungsquoten die positivste Entwicklung zwischen den Jahren 2015 und 2016 vollzogen haben. Während die BKKen mit steigenden Versichertenzahlen und sinkenden Risikofaktoren strukturell ebenfalls eine durchschnittliche Verjüngung der Versichertenklientel erreichten, verzeichneten sie sinkende Deckungsquoten. Die Ersatzkassen (VDEK) wiesen zwar einen durchschnittlichen Versichertenzuwachs auf, mussten aber einen steigenden Risikofaktor sowie eine sinkende Deckungsquote konstatieren. Die IKKen wiederum verloren zwar Versicherte und verzeichneten einen Anstieg des Risikofaktors, konnten aber dennoch steigende Deckungsquoten verbuchen. Die Knappschaft hingegen verzeichnete ebenfalls einen Versichertenverlust sowie einen durchschnittlich steigenden Risikofaktor, entwickelte sich mit einer sinkenden Deckungsquote jedoch zusätzlich auch von einer Überdeckung hin zu einer Unterdeckung.
Autor:innen
Martin Blaschka, Maximilian Schwarz