Beeinflussen digitale ­Gesundheitsinterventionen die Lebensqualität von ­Patient:innen mit Über­gewicht oder Adipositas?

Systematische Übersichtsarbeit im Journal Archives of Public Health publiziert

In Deutschland können seit über vier Jahren Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) für alle gesetzlich Versicherten verordnet werden. Derzeit gilt dies für 20 vorläufig und 38 dauerhaft im Verzeichnis des BfArM gelistete Anwendungen. Vor allem für chronische Erkrankungen versprechen diese DiGA Potenziale in Bezug auf medizinische, aber auch patientenberichtete Endpunkte. 

Unter dem Titel „Effectiveness of digital health applications on the quality of life in patients with overweight or obesity: a systematic review” erschien am 09.01.2025 im Journal Archives of Public Health (Impact Factor 2023 von 3,2) ein Beitrag, der die Auswirkungen von DiGA auf die Lebensqualität von Patient:innen mit Adipositas und/oder Übergewicht untersucht. Diese Forschungsarbeit hat das WIG2 Institut in Kooperation mit der Professur Health Economics and Management der Universität Leipzig anhand einer im Jahr 2023 durchgeführten, systematischen Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE via PubMed, Cochrane Library und Embase via Ovid durchgeführt. Die Autor:innen leiten in ihrer Arbeit zudem studienrelevante Designmerkmale für die Konzeption zukünftiger vergleichender DiGA-Studien ab.

Die systematische Übersichtsarbeit zeigt, dass die untersuchten digitalen Interventionen keinen Einfluss auf die Lebensqualität von Patient:innen mit Übergewicht und/oder Adipositas hatten. Wesentliche Gründe für diese Ergebnisse könnten zu kurz gewählte Beobachtungszeiträume, zu geringe Fallzahlen oder die Nutzung generischer statt krankheitsspezifischer Erhebungsinstrumente zur Messung der Lebensqualität sein. Eine detaillierte Diskussion hierzu wie auch studienrelevante Designelemente für die Konzeption zukünftiger Studien finden sich in dem Artikel. Die Arbeit basiert auf sieben in Europa und den USA durchgeführten randomisierten, kontrollierten Studien mit einer Gesamtstichprobengröße von N=946 Proband:innen. Die Beobachtungszeiträume waren heterogen und reichten von 3 bis 24 Monaten. Die bewerteten Interventionen bestanden aus Websites oder Apps, die primär durch die Patient:innen selbst und unabhängig von der Beteiligung Leistungserbringender genutzt wurden.


Unsere DiGA-Expertin Melanie Mäder steht Ihnen gern für Rückfragen zur Verfügung. 

Autor:innen:
Melanie Mäder, Tonio Schönfelder, Ria Heinrich, Carsta Militzer-Horstmann, Patrick Timpel

Zitation:
Mäder, M., Schönfelder, T., Heinrich, R., Militzer-Horstmann, C. & Timpel, P. (2025). Effectiveness of digital health applications on the quality of life in patients with overweight or obesity: a systematic review. Archives of Public Health, 83(1). DOI: <https://doi.org/10.1186/s13690-024-01474-3>.