WIG2 beim EsFoMed Morbi-RSA-Symposium 2018

Wer die aktuellen Debatten um den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) verfolgt, der merkt schnell: Vor allem bei der Frage nach der Fairness des derzeitigen Finanzausgleichs scheiden sich die Geister. So wird der Morbi-RSA beispielsweise in Diskussionen auf der Plattform Twitter unter dem Hashtag #fairerfonds von vielen Akteuren im Gesundheitssystem als ungerechtes Finanzierungssystem bewertet, das im Kassenwettbewerb die Schere zwischen verschiedenen Krankenkassen und Kassenarten weitauseinander treibt. Das Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement (EsFoMed) führt diese Debatte jährlich auch im analogen Raum fort: Zahlreiche Interessenvertreter und Branchenexperten kommen beim 7. Morbi-RSA Symposium am 28. November 2018 in Essen zusammen, um Fragen nach regionalen Ungleichgewichten, Fehlzuweisungen und der Solidarität im System zu diskutieren. Danny Wende, wissenschaftlicher Mitarbeiter am WIG2 Institut, trägt im zweiten Jahr in Folge mit einem Fachbeitrag zu der Veranstaltung bei. Als Experte für quantitative Verfahren und Ökonometrie diskutiert er die Aussagekraft verschiedener Gütekriterien zur Qualitätseinschätzung des Morbi-RSA mit besonderem Fokus auf die Regionalisierung im Sondergutachten des Wissenschaftlichen Beirats des BVA.

Die Kritik einer fehlenden Gerechtigkeit des Morbi-RSAs hat verschiedene Gründe. Dazu zählt, dass regionale Komponenten im Finanzausgleichssystem der Krankenkassen nicht berücksichtigt werden. Der in der Risikostruktur veranschlagte Versorgungsbedarf einer Region weicht aber mitunter stark von ihrem realen Bedarf ab. Kassen mit regionalem Vorteil können diesen häufig auch in einen Wettbewerbsvorteil durch bessere Beiträge überführen. Im Umkehrschluss leiden regional geöffnete Krankenkassen zum Teil durch ihre geographische Lage. Das WIG2 hat sich bereits 2016 mit dieser Problematik auseinandergesetzt und das Potential einer Optimierung des Morbi-RSA durch die Implementierung einer Regionalkomponente diskutiert.

In seinem Fachvortrag im Rahmen des 7. Morbi-RSA Symposiums legt Danny Wende den Fokus auf jene Gütemaße, deren Werte für die Bewertung eines Morbi-RSA Modells entscheidend sind. Hierbei setzt er sich wissenschaftlich mit zwei Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats des BVA auseinander, die die Weiterentwicklung des Risikostrukturausgleiches und die regionalen Verteilungswirkungen des Morbi-RSA thematisieren. Speziell wird Herr Wende darauf eingehen, inwiefern die in den Gutachten verwendeten Korrelations- und Konzentrationsmaße ausreichend sind und welche weiteren Gütekriterien notwendig sind, um die Qualität des Morbi-RSA einzuschätzen.

Auf Basis aktueller Forschungsarbeiten plädiert Herr Wende in dieser Debatte für eine breite Basis an Messinstrumenten, die insbesondere die grenzfreie Betrachtung der Regionalität ermöglichen. Darüber hinaus thematisiert der Vortrag, inwiefern die vom Wissenschaftlichen Beirat vorgeschlagene Variablenselektion zur Bildung von räumlichen Risikogruppen zu kritisieren ist und welche auf empirischen Befunden basierenden Lösungsstrategien anwendbar sind. Hierbei spricht Herr Wende sich für eine geowissenschaftlich orientierte Berechnung der Messinstrumente aus, die sich auf das Gesundheitssystem übertragen lässt. So würde beispielsweise das Korrelationsmaß „Moran’s I“ – im Gegensatz zu der vom wissenschaftlichen Beirat empfohlenen Berechnung – nicht auf fix eingeteilten Landkreisen basieren, sondern Korrelationen von geographisch vergleichbaren Versichertengruppen ermöglichen.

Das Morbi-Symposium findet am 28. November von 10 bis 16:30 Uhr im Atlantic-Congress Hotel an der Messe Essen statt. Mehr Informationen zu der Veranstaltung und die detaillierte Programmplanung finden sie auf der Website des EsFoMed.

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