WIG2 Institut beim Symposium „Bedarfsplanung und Versorgung in den Regionen“

Ein gutes halbes Jahr ist es her, dass die Ergebnisse des „Gutachtens zur Weiterentwicklung der Bedarfsplanung i.S.d. §§99 ff. SGB V zur Sicherung der vertragsärztlichen Versorgung“ am 15. Oktober 2018 beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) in Berlin vorgestellt wurden. Um die Inhalte des Gutachtens ins Licht der breiten politischen Öffentlichkeit zu rücken, richtet der Fachbereich Health Services Management rund um Prof. Dr. Leonie Sundmacher an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) am 23. Mai 2019 ein Symposium aus. Insbesondere vor dem Hintergrund der anstehenden Reform des Risikostrukturausgleichs möchten die verantwortlichen Autoren gemeinsam mit weiteren Fachexperten die regionalsystemischen Faktoren unserer Gesundheitsversorgung beleuchten. Danny Wende, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am WIG2 Institut, stellt im Rahmen des Symposiums die räumlichen Aspekte bei der Bedarfsplanung vor.

Das 2015 in Kraft getretene GKV-Versorgungsstärkungsgesetz soll die gut erreichbare medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten langfristig und auf hohem Niveau sicherstellen. Dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) – beauftragt vom Gesetzgeber – fiel hierbei die Aufgabe zu, die geltenden Verhältniszahlen zu überprüfen und die Bedarfsplanung dementsprechend weiterzuentwickeln. Auf Basis dieser Grundlage soll der tatsächliche Versorgungsbedarf der Bevölkerung verstärkt einbezogen sowie die bedarfsgerechte und wohnortnahe Versorgung gefördert werden. Der G-BA hatte ein interdisziplinäres Konsortium unter Konsortialführung des Fachbereich Health Services Management an der LMU München mit einem Gutachten zur Weiterentwicklung der Bedarfsplanung beauftragt, das vergangenen Herbst in Berlin vorgestellt wurde. An der Erstellung des Gutachtens war auch das WIG2 Institut beteiligt: Ines Weinhold, Leiterin Gesundheitsökonomie, und Danny Wende, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, brachten Ihre Expertise als Autoren mit ein. Nun erfahren die Einschätzungen und Ergebnisse des Gutachtens im Rahmen eines Symposiums an der LMU München ein weiteres Mal Aufmerksamkeit.

Danny Wende vertritt das WIG2 Institut beim Symposium in München am 23. Mai 2019 und stellt im Rahmen eines Fachvortrages die im Gutachten betrachteten, räumlichen Aspekte der Bedarfsplanung vor. Grundsätzlich liegt das raumbezogene Ziel der Bedarfsplanung in der Sicherstellung der flächendeckenden, wohnortnahen und wirtschaftlichen ambulanten Versorgung. Im Rahmen seines Vortrages geht Herr Wende insbesondere auf die im Gutachten vorgeschlagene Umsetzung von Zielen der Mindesterreichbarkeit von Ärzten und der Abbildung von räumlichen Mitversorgungsbeziehungen ein. Aktuell existieren keine Kriterien für Mindesterreichbarkeiten von Ärzten. Diese werden hingegen indirekt durch die Ausdehnung der raumplanerischen Gebietseinheiten sichergestellt. Die administrativ gegebene Ungleichheit der Raumeinheiten impliziert jedoch nicht nur ungleiche Mindesterreichbarkeiten, sondern auch Mitversorgungsbeziehungen, etwa wenn Patienten für ihre Behandlung Raumgrenzen überschreiten.

Auf Basis dieser Ausgangslage empfiehlt das Gutachten zur Weiterentwicklung der Bedarfsplanung, ein Gravitationsmodell für die Abbildung von Erreichbarkeiten und Mitversorgung zu nutzen. Das Modell bildet – anhand sich überlappender Einzugsbereiche von Ärzten und unter Definition von Mindesterreichbarkeiten – die real existierenden Patientenbewegungen wesentlich besser ab, als es die bisher allein auf administrative Raumeinheiten differenzierten Verhältniszahlen vermögen. Die Empfehlung eines Gravitationsmodells greift damit explizit die politische Forderung nach einer wohnortnahen Versorgung auf. Aufgrund von Patientenbefragungen, einer Auswertung von Abrechnungsdaten und einer Literaturrecherche kommen die Gutachter zudem zu einer Empfehlung für Mindesterreichbarkeiten von 15 Minuten für Hausärzte, 20 Minuten für Frauen- und Kinderärzte und 30 Minuten für die weiteren allgemeinen Fachärzte. Bereits heute sind Fahrzeiten unterhalb dieser Richtwerte für 99 % der Bevölkerung realisierbar.

Mehr Informationen zum Symposium in München sowie die Möglichkeit zur kurzfristigen, gebührenfreien Anmeldung finden Sie auf der Webseite der LMU München.

_____________________________

Eine Übersicht aller Newsmeldungen finden Sie in unserem Archiv.